Mit Schonhammer und Sondierstab im Einsatz

Was macht ein Baumkontrolleur? Wozu dient ein Baumkataster? Einer, der es wissen muss, ist Florian Reuscher, Baumkontrolleur im Landratsamt Bad Kissingen. Er trägt von jedem Baum und jeder Baumgruppe die Daten in das Baumkataster ein: Alter, Gattung, Standort, Schäden. „Die Registrierung der Bäume dient der Sicherheit, alle Bäume rund um die Liegenschaften des Landkreises werden erfasst, außerdem sind sie auf einem Luftbild mit GPS-Daten hinterlegt“, erklärt Reuscher. Das digitale Baumkataster bietet einen guten Überblick über die Kontrollen, Maßnahmen und den Zustand des Baumes. Jede Kontrolle wird gespeichert und dient somit ebenfalls als Nachweis. Verzeichnet sind die Bäume der Landkreis-Zeltplätze, entlang der Kreisstraßen, rund um das Landratsamt, rund um die Außenstellen, Schulen und ca. 150 Naturdenkmäler.

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Baumkontrolleur Florian Reuscher überprüft regelmäßig Bäume und Baumgruppen und trägt die Daten in das Baumkataster ein. Foto: D. Büttner

Von der Wurzel bis zur Krone

Unter Naturdenkmälern versteht man Landschaftselemente, die unter Naturschutz stehen – in diesem Fall Bäume wie beispielsweise die König-Ludwig-Eiche in Bad Brückenau oder die Bildeiche in Albertshausen. „Die regelmäßige Überprüfung dient dem Erhalt der Bäume, es soll so wenig wie möglich eingegriffen, aber so viel wie nötig getan werden, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Es ist ein Unterschied ob der Baum im Wald oder direkt neben einer Straße steht“, sagt Reuscher. Kontrolliert wird von der Wurzel bis zur Krone, Auffälligkeiten werden bewertet, dokumentiert und die weiteren Maßnahmen veranlasst. Um Schäden festzustellen, klopft Reuscher mit einem Schonhammer vorsichtig auf den Stamm, so merkt er, ob der Baum innen bereits hohl ist und eine Gefahr darstellen könnte. Ob die Wurzeln unter Pilzbefall leiden, erkundet der Experte mit einem Sondierstab.

Untersuchung durch Sachverständige

Die rostfreie Edelstahlnadel misst einen halben Meter und hat einen Durchmesser von fünf Millimetern, sie leistet gute Dienste bei der Untersuchung von Pilzen, Fäulnisschäden oder Rissen. „Es gibt aggressive Pilze bei denen sich die Holzzersetzung rasch ausbreitet und andere, die weniger aggressiv sind“, weiß Reuscher. Sind die Schadsymptome schon weit fortgeschritten - unabhängig davon ob Pilze, Höhlungen oder andere Schäden dem Baum zu schaffen machen - muss eine eingehende Untersuchung der Stand- und Bruchsicherheit durch einen sachverständigen Baumgutachter durchgeführt werden. Im Anschluss stehen Pflegemaßnahmen wie das Ausschneiden von Totholz oder die Erstellung eines Lichtraumprofils an – auch das wird im Baumkataster vermerkt. „Was wir selbst erledigen können machen wir selbst“, beschreibt Reuscher die Vorgehensweise, „alles andere erledigt eine Baumpflegefirma durch Fremdvergabe.“

Evakuierung des Zeltlagers 2016

Im Baumkataster des Landkreises verzeichnet sind derzeit ca. 3.300 Bäume und Baumgruppen – in einem dichten Bestand kann nicht jeder Baum einzeln erfasst werden. Einer der ältesten Baumriesen ist eine Eiche mit ca. 400 Jahren und einem Stammumfang mit acht Metern. Einmal jährlich findet eine Sichtkontrolle statt, auffällige und ältere Bäume wie Naturdenkmäler werden häufiger überprüft. „Es hört sich leicht an“, sagt Dieter Büttner, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege im Landkreis Bad Kissingen, „aber man braucht viel Wissen und Erfahrung für diese wichtige Aufgabe.“ Offene Augen haben die Hausmeister, Zeltwarte, Mitarbeiter der Straßenmeisterei, Gärtner und auch so mancher Spaziergänger oder Wanderer, der seine Beobachtung an das Landratsamt weitergibt Insbesondere bei Unwetterwarnungen informiert das Landratsamt die Gemeinden und auch die Verantwortlichen auf den Zeltplätzen. Sie müssen dann schnell reagieren um das Zeltlager zu evakuieren – das war bisher aber nur einmal im Jahr 2016 in Hammelburg der Fall.

Das findet man im Baumkataster:

•    Baum wird per GPS eingemessen
•    Baumnummer wird vergeben
•    Baumgattung (botanische und/oder deutsche Bezeichnung)
•    Pflanzungsdatum oder zumindest Pflanzungsjahr wird angegeben
•    Genauer Standort, z.B. Straße und Hausnummer
•    Baumhöhe, Stammumfang, Kronendurchmesser
•    Hinweis auf die Umgebung (ist Teil der Grünfläche am Hauptgebäude, etc.)
•    Datum der letzten und nächsten Kontrolle, Intervall der Regelkontrolle wird festgelegt
•    Hinweis, ob es sich um ein Naturdenkmal handelt
•    Vitalität des Baumes, Schäden oder Erkrankungen
•    Besteht ein Risiko/ist eine Schwachstelle bemerkbar? Falls ja, in welcher Form (Schadsymptome wie
     Totholz,  Druckzwiesel, Höhlung oder Pilzbefall)?
•    Wenn nötig werden Maßnahmen festgelegt
•    Foto des Baumes

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