Neue Nachbarn im Anmarsch 

Sie kommen ohne Umzugswagen. Heimlich, still und leise klettern sie Fassaden hoch. Ein Baum, der über das Dach reicht oder eine Regenrinne, genügt, um über den offenen Schornstein in ein Gebäude, das kann auch eine alte Scheune oder Halle sein, zu gelangen. In Reichenbach sind Waschbären in ein Haus eingezogen – um sich niederzulassen, fraßen sie sich einfach durch die Dachdämmung. Das zeigt, Waschbären können viel: Sie sind sehr geschickte Kletterer und Allesfresser. Natürlich sehen sie possierlich aus, gerade die Jungtiere rufen Entzückung hervor, wenn man die Familie Waschbär zu Gesicht bekommt. Dazu müsste man sich spät auf die Lauer legen, denn die Tiere sind nachtaktiv. Nicht jeder will die niedlichen Vierbeiner mit der markanten Gesichtszeichnung als Nachbarn haben. Um zu vermeiden, dass die Tiere kommen und bleiben, gilt es einige Regeln zu beachten. 

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Sie sehen niedlich aus, können aber zur Plage werden. Foto: Rudolf Dotzauer

Waschbären sind Allesfresser

„Man sollte den Waschbären keine Möglichkeit bieten, sich einzunisten“, sagt Matthias Franz von der Unteren Naturschutzbehörde, Landratsamt Bad Kissingen. Als erste Maßnahme hilft es, Bäume und Sträucher über die sie in Gebäude gelangen, zurückschneiden, die Regenrinne mit einer Manschette zu versehen und den Schornstein mit einem Gitter abzudecken. Waschbären sind Allesfresser und ernähren sich in der freien Wildbahn von Beeren, Früchten, Nüssen, Insekten und Eiern, auch Würmer, kleine Vögel oder Mäuse verschmähen sie nicht. Leichter ist es jedoch, sich in der Nähe von menschlichen Siedlungen an den gedeckten Tisch zu setzen: Waschbären sind keine Gourmets, sie fressen die stehen gelassenen Grillreste ebenso wie draußen deponiertes Hunde- oder Katzenfutter. Eine echte Einladung ins Haus liefert die Katzenklappe. Sie sollte, wenn Waschbären im Anmarsch sind, vorübergehend geschlossen bleiben.

Auch Abfall ist interessant

Auch der Abfall im Gelben Sack ist interessant: Sobald die Spürnasen einen Leckerbissen erschnuppern, zerreißen die den Plastiksack um an den Rest im Joghurtbecher, an Chipskrümel oder was auch immer sie lockt, zu gelangen. „Die Verbreitung der Waschbären ist nicht gewünscht, da sie hier ursprünglich nicht heimisch waren, sie hier keine natürlichen Feinde haben und für Bestandsverluste bei gefährdeten Amphibien- und Vogelarten in Frage kommen“, erklärt Franz. Grundsätzlich sind Waschbären nicht gefährlich für den Menschen, man sollte ihnen dennoch nicht zu nahe kommen, denn wenn sie in die Enge getrieben werden, reagieren sie aggressiv. Die Tollwut in Mitteleuropa ist zwar ausgestorben, doch über einen Biss können andere Krankheitserreger übertragen werden. Mit dem Kot scheiden die Tiere Parasiten aus, die unter Umständen auch für den Menschen gefährlich werden können. Der Waschbär steht nicht unter Naturschutz, sondern unterliegt in Bayern – wie in den meisten anderen Bundesländern auch - dem Jagdrecht. 
 

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