Gut vorbereitet

Der Strom ist weg, das Internet bricht zusammen – dauert der Ausfall an, macht sich das Gefühl von Hilflosigkeit breit. Was tun, wenn nichts mehr geht? Woher nimmt man die Information, wie man sich verhalten soll? Berichte der jüngsten Zeit zeigen: Tritt eine (Natur-) Katastrophe ein, geht - je nach Ausmaß - nichts mehr. Nach dem Bayerischen Katastrophenschutzgesetz gibt es folgende Definition: „Eine Katastrophe im Sinn dieses Gesetzes ist ein Geschehen, bei dem Leben oder Gesundheit einer Vielzahl von Menschen oder die natürlichen Lebensgrundlagen oder bedeutende Sachwerte in ungewöhnlichem Ausmaß gefährdet oder geschädigt werden. Im März 2020, mit der Corona-Pandemie, rief das Innenministerium zum ersten Mal in der Geschichte des Freistaates Bayern landesweit einen Katastrophenfall aus. Normalerweise werden nur einzelne Landkreise – zum Beispiel bei Hochwasser oder extremem Schneefall - zu Katastrophengebieten erklärt. Die Warnung der Bevölkerung liegt in der Zuständigkeit der Katastrophenschutzbehörden. 

Hand in Hand

Feuerwehr, THW und Rettungsdienste im Landkreis arbeiten Hand in Hand, wenn Not am Mann ist. Von 26 Städten und Gemeinden sind 11 Städte/Gemeinden mit ihren Ortsteilen mit Sirenen ausgestattet, über die auch das Signal „Rundfunkgerät einschalten und auf Durchsage achten" ausgestrahlt werden kann. Diese Sirenen zur Feuerwehralarmierung im Umkreis von 25 Kilometer des Kernkraftwerkes Grafenrheinfeld sind zusätzlich so programmiert, den Signalton zur Warnung der Bevölkerung wieder zu geben. Die übrigen Sirenen, die im Landkreis verbaut sind, dienen der Feuerwehralarmierung. Der Alarm zur Verbreitung von Durchsagen ist am an- und abschwellenden Heulton, zu erkennen, der eine Minute dauert. Die meisten Mehrzweck- oder Führungsfahrzeuge der Feuerwehr, der Polizei und des THW im Landkreis Bad Kissingen besitzen die Möglichkeit Durchsagen mit einem Außenlautsprecher zu tätigen. Beim Einsatz einer mobilen Lautsprecher Anlage (MOBELA) zählen zur Besatzung mindestens zwei Personen, ein Fahrer, ein Bediener, Navigator oder Funker. Zur Ausstattung zählen Funk, eine Ansage mit digitalen Durchsagetexten, Schreibmaterial, Einsatzbekleidung und je nach Bedarf Schutzausrüstung mit Pressluftatmer oder Filtergerät. Ein Dauerton von einer Minute gibt die Entwarnung an. 

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Heftiger Regen kann zu einer Katastrophe führen – wie verhält man sich im Ernstfall richtig, wenn Strom und Internet ausfallen? Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran 

Ruhe bewahren

Es klingt einfach und ist doch schwer umzusetzen: „Ruhe bewahren ist das erste Gebot“, sagt Landrat Thomas Bold. Wenn Wassermassen plötzlich den Keller fluten, der Strom über mehrere Stunden ausfällt oder ein Feuer ausbricht, reagieren nicht wenige Menschen mit Panik. Die hilft aber nicht weiter, besser ist es, sich im Vorfeld mit einigen Szenarien gedanklich vertraut zu machen. Was man übt, gelingt im Ernstfall leichter. Warnungen, zum Beispiel vor Hochwasser, sollten Hausbesitzer nicht auf die leichte Schulter nehmen. Chemieunfälle oder heftige Brände können die Bewohner und Bewohnerinnen ebenso in Schrecken versetzen wie ein Bombenfund, bei dem ganze Stadtviertel evakuiert werden. In allen Fällen informieren die Katastrophenschutzbehörden die Bevölkerung, wie man sich verhalten soll. Wenn Strom vorhanden ist: Radio oder den Fernseher auf lokale Sender einstellen, sie berichten über die aktuellen Geschehnisse in der Region, wenn das Internet funktioniert informieren weitere lokale Medien wie Tageszeitungen über den neuesten Stand der Dinge. In vielen Fällen wird zunächst empfohlen, Türen und Fenster zu schließen und im Haus zu bleiben. Kindergartenkinder, Schüler und Schülerinnen sollten – je nach Katastrophenfall – zunächst in ihrer Einrichtung bleiben. Die Behörden informieren über die weitere Vorgehensweise. Um die Telefonleitungen für echte Notfälle nicht zu blockieren, sollte nur im äußersten Notfall telefoniert werden. 

Um andere kümmern

Wenn ein Gebäude verlassen werden muss, gilt es, sich um andere zu kümmern, die Hilfe brauchen. Das können Personen sein, die wegen eines Gebrechens auf Unterstützung angewiesen oder die einfach zu jung sind, die Situation zu erfassen. „Sich um andere zu kümmern erachte ich als elementar wichtig. Weiterhin kann man die Nachbarn herausklingeln und warnen und bei Bedarf Erste Hilfe leisten um die therapiefreie Zeit des vermutlich überlasteten Rettungssystems überbrücken zu können“, sagt Markus Ullrich vom Katastrophenschutz in Bad Kissingen. In allen Betrieben sollte der Ernstfall regelmäßig geübt werden. Wenn die Sirene auf der Arbeit erklingt, weiß fast keiner, ob es sich um einen Probealarm handelt, oder ob tatsächlich Gefahr besteht. „Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin sollte den Ablauf des Alarmplans in seinem Unternehmen kennen“, rät Landrat Thomas Bold. Wenn der Ablauf gut sichtbar in jedem Büro angebracht ist, genügt das Durchlesen in einem ruhigen Moment und man weiß, was im Ernstfall zu tun ist. Möglichst ohne Hektik verlässt die Belegschaft das Gebäude und sammelt sich an einem vorab festgelegten Platz. Von hier aus geben Verantwortliche Hinweise auf weiteres Vorgehen. Wichtig sei, so Bold, Menschen vor Schaden zu schützen, alles andere sei ersetzbar. 

Radio mit Handkurbel

Privat gibt es einige Möglichkeiten, sich vorzubereiten: Eine solide Grundlage bieten Gaskocher, dazu passend ein Topf und eine Pfanne, ein Wasservorrat, Kerzen und Zündhölzer zählen zum Grundsortiment. Zudem: Nudeln, Reis, Konserven, Zwieback, Trockenobst in ausreichender Menge auf die Personen abgestimmt, mit denen man zusammenlebt. Wer kleine Kinder hat, braucht natürlich einen passablen Vorrat an Windeln und entsprechend Nahrung. Wer Medikamente benötigt, sollte einen Notvorrat bereit legen. Tierhalter legen sich einen kleinen Vorrat an Futter an. Neben Lautsprecherdurchsagen von Feuerwehr und Polizei sollte die Bevölkerung auf die Sirenen der Gemeinden achten. Ein Heulton weist darauf hin, das Radio einzuschalten. Das funktioniert bei Stromausfall natürlich nur, wenn sich ein batteriebetriebenes Gerät im Haushalt befindet oder, noch besser, ein Radio, das man mittels Handkurbel zum Laufen bringen kann. 



 

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