Rund 450 Beratungsgespräche allein im ersten halben Jahr

Es ist ein Fall, der in jeder Familie passieren kann: Die Großmutter stürzt schwer und wird von heute auf morgen pflegebedürftig. Plötzlich werden die Angehörigen mit den verschiedensten Fragen konfrontiert: Wo können wir die Oma gut unterbringen? Bei welchen Stellen können wir finanzielle Unterstützung beantragen und wer hilft uns beim Ausfüllen der Unterlagen? Wie können wir im Zweifelsfall bei Festsetzung der Pflegestufe Einspruch einlegen?

Schon vor Dienstbeginn kamen die ersten Anfragen

„Mit diesen und ähnlichen Fragen kommen fast täglich Bürgerinnen und Bürger zu uns – und wir helfen ihnen gerne“, sagt Daniela Wehner vom Pflegestützpunkt des Landkreises Bad Kissingen. Zusammen mit ihren Kolleginnen Barbara Bössenrodt und Tanja Buchs und berät sie ratsuchende Menschen aus dem Landkreis, die Unterstützung im Hinblick auf eine bestehende oder absehbare Pflegesituation benötigen. Alle drei Mitarbeiterinnen verfügen über langjährige Berufserfahrung im Bereich Pflege und Pflegeberatung. Mitte Januar haben sie im Landratsamt ihre Arbeit aufgenommen, „da waren schon die ersten Anfragen im Briefkasten und im E-Mail-Postfach“, erzählt Barbara Bössenrodt. 

„Das zeigt, wie wichtig diese Art der Unterstützung für die Bürgerinnen und Bürger ist“, sagt Landrat Thomas Bold. „Der Bereich der Pflege und der damit zusammenhängenden möglichen Unterstützungsleistungen ist so umfangreich, da ist für einen Laien schwierig bis unmöglich, den Überblick zu behalten. Deshalb haben wir dieses Angebot geschaffen: ein Pflegestützpunkt, der die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes stützt und unterstützt.“

Rund 450 Beratungsgespräche im ersten halben Jahr

Und die Nachfrage nimmt immer mehr zu – wie ein Blick auf die Statistik zeigt: So haben die Mitarbeiterinnen im ersten halben Jahr, also bis einschließlich 30. Juni 2021, 442 Beratungsgespräche geführt. „Wir haben mit den Klientinnen und Klienten, auch der Corona Situation geschuldet, überwiegend übers Telefon oder per E-Mail kommuniziert“, erklärt Tanja Buchs. „Allerdings haben wir auch etwa ein Dutzend Hausbesuche durchgeführt, um uns die Situation vor Ort anzuschauen. Rund 60 Frauen und Männer kamen außerdem direkt zu uns ins Landratsamt.“

PSP Bilanz

Die Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunkts (von links): Tanja Büchs, Barbara Bössenrodt und Daniela Wehner. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Moritz Hüfner

Obwohl sich das Angebot des Pflegestützpunktes auch an Fachkräfte richtet, kommen rund 90 Prozent der Anfragen von Privatpersonen. Der Großteil der Pflegebedürftigen ist älter als 70 Jahre. Immer häufiger drehen sich die Fragen aber auch um erkrankte Kinder und junge Menschen, die jünger als 20 sind.

Kurze Fragen bilden die Ausnahme: „Die meisten Menschen, die zu uns kommen, wünschen eine umfassende Beratung. Dazu gehört auch, dass wir ihnen dabei behilflich sind, Anträge zu stellen“, so Daniela Wehner. Die Themen, zu denen die Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunkts Rat und Hilfe anbieten, sind vielfältig, erklärt Daniela Wehner weiter. „Wir klären beispielsweise auf, welche Leistungen es laut Sozialgesetzbuch gibt und welche davon man in der individuellen Pflegesituation in Anspruch nehmen kann. Auf Wunsch sichten wir Pflegegutachten oder formulieren Widersprüche.“ 

Dankbare Bürgerinnen und Bürger

Das Feedback ist ausnahmslos positiv, weiß Cordula Kuhlmann, Leiterin des Sachgebiets Regionalentwicklung/Regionalmanagement, zu dem neben vielen anderen Bereichen auch der Pflegestützpunkt gehört: „Unsere Klientinnen und Klienten schätzen vor allem, dass die Beratung neutral, unbürokratisch und zudem kostenlos ist. Hier stellen ihnen unsere Fachkräfte gebündelt Informationen zusammen und zeigen Unterstützungsmöglichkeiten auf. Immer wieder hören wir Sätze wie ‘Jetzt weiß ich endlich, an wen ich mich wenden kann‘, die Leute sind unheimlich dankbar.“ Die schwierige und komplexe Antragstellung zur Genehmigung des Pflegestützpunktes hat sich gelohnt, davon ist Kuhlmann überzeugt. Sie verspricht: „Wir bleiben weiter am Ball, spielen immer wieder Themen aus der Praxis beispielsweise an das Landesamt für Pflege zurück und bringen uns auch in bayernweite Netzwerke ein.“

Neu: Geld für Personen, die Pflegebedürftige unterstützen

Die Gesetze und Vorgaben im Pflegebereich sind nicht nur sehr umfangreich, sie ändern sich auch ständig. „Deshalb ist es wichtig, dass auch wir uns laufend informieren und auf dem aktuellen Stand sind“, betont Barbara Bössenrodt und nennt auch gleich ein Beispiel: „Seit 1. Januar 2021 können sich Personen, die Pflegebedürftige im Alltag begleiten oder im Haushalt helfen, als ‘ehrenamtlich tätige Einzelperson‘ oder ‘selbstständig tätige Einzelpersonen‘ registrieren lassen. Damit können auch diese beiden Gruppen über den Entlastungsbetrag – 125 Euro pro Monat ab Pflegegrad 1 – eine Bezahlung erhalten.“ Eine Neuerung, die viele noch nicht kennen und die in manchen Unterlagen der Krankenkassen auch noch nicht enthalten sind. „Auch das ist unsere Aufgabe: Wir klären auf“, so Tanja Büchs.

Neben der Beratung ist auch Netzwerkarbeit wichtiger Baustein des Pflegestützpunktes. Sich mit Akteuren und Dienstleistern zu vernetzen und Versorgungsangebote zu koordinieren, schafft ein sorgendes Umfeld rund um die Pflegebedürftigen. Zudem initiieren und organisieren die Mitarbeiterinnen Veranstaltungen, durch die sie auf die Angebote des Pflegestützpunktes und auf Informationen rund um Pflege aufmerksam machen.

Mehr zum Pflegestützpunkt erfahren Sie hier.

Termin zum Vormerken: 
Welt-Alzheimer Tag am 21.09.21: „Demenz - genau hinsehen!“
Am 21. September findet der alljährliche Welt-Alzheimertag statt, dieses Mal unter dem Motto „Demenz – genau hinsehen!“. Anlässlich dieses Aktionstages schaltet das Team des Pflegestützpunkts Landkreis Bad Kissingen eine Demenz-Hotline, dort werden die unterschiedlichsten Fragen rund um das Thema beantwortet, wie z.B. „Meine Frau erkennt mich im Alltag immer seltener, wie kann ich damit umgehen?“. Aktuell leben etwa 2.000 Menschen mit Demenz im Landkreis Bad Kissingen.

Ziel des Welt-Alzheimertages ist es, Menschen für eine Erkrankung zu sensibilisieren, die viele Besonderheiten, Schwierigkeiten und Unsicherheiten mit sich bringt – sowohl für Betroffene selbst als auch für die Menschen im Umfeld. Grundlegende Informationen zum Krankheitsbild helfen oft, ungewöhnliche Verhaltensweisen zu verstehen. 

„Demenz- Hotline“ am 21.09.2021, 11 bis 12 Uhr
Tel.: 0971/801-5300
Die Beratung ist selbstverständlich kostenfrei.
 

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