Vorübergehendes Zuhause

Ohne Zweifel ist Svyatoslav Syrovyy derzeit ein gefragter Mann: Der 25-Jährige arbeitet eigentlich als Erlebnistrainer im Heiligenhof, zurzeit fungiert er aber auch als Dolmetscher, denn er spricht ukrainisch und übersetzte die Fragen und Antworten der Geflüchteten bei einem Besuch von Staatssekretär Sandro Kirchner und Landrat Thomas Bold in der Bildungs- und Begegnungsstätte, idyllisch gelegen zwischen Feld, Wald und Flur. „Dankenswerterweise wurde ein Teilbereich des Heiligenhofs für die Geflüchteten zur Verfügung gestellt“, freut sich Landrat Thomas Bold über das spontane Angebot von Steffen Hörtler, Leiter des Heiligenhofs. Das Haus ist derzeit von mehreren Gruppen belegt: Studenten und Studentinnen, die über die „Akademie Mitteleuropa e.V.“ hier ein Seminar besuchen und zwei Schulklassen. Jetzt haben auch die Geflüchteten ein vorübergehendes Zuhause im Heiligenhof gefunden. Familien, vorwiegend Frauen mit ihren Kindern, die mit Rucksack und Koffer bepackt, vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen sind und weitere Studenten und Studentinnen aus Nigeria und Ägypten, die in der Ukraine studieren und ebenfalls geflüchtet sind.

PM-UkraineHeiligenhof1FotoAnjaVorndran

Landrat Thomas Bold (Dritter von links) und Staatssekretär Sandro Kirchner (Zweiter von links) beantworten die Fragen der Geflüchteten. Mit auf dem Foto zu sehen sind Steffen Hörtler (links), Leiter Heiligenhof und Svyatoslav Syrovyy (rechts), der als Dolmetscher fungierte. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran

Sicherheit und Unterbringung

„Es ist gut, dass Sie in Deutschland in Sicherheit sind und durchatmen können. Sehr positiv ist die schnelle Hilfe durch den Heiligenhof und das Landratsamt Bad Kissingen. Es freut mich, dass Sie hier von den Verantwortlichen der Jugendbildungsstätte willkommen geheißen werden und hier sehr fürsorglich untergebracht worden sind“, stellte Staatssekretär Sandro Kirchner fest und bat die Anwesenden ihre Sorgen und Nöte zu schildern. Je genauer man die einzelnen Hintergründe kenne, desto besser könne man darauf reagieren und die Hilfe koordinieren. 224 Betten gibt es im Heiligenhof, 60 davon sind für Geflüchtete aus der Ukraine frei gehalten. 32 Erwachsene und 17 Kinder, zwischen eineinhalb und 16 Jahre alt, sind per Bus vom Ankerzentrum aus Geldersheim in Bad Kissingen angekommen und im Heiligenhof einquartiert worden. „Landrat Thomas Bold hat ganz unbürokratisch geholfen“, lobt Steffen Hörtler die schnelle Umsetzung des Vorschlags, den Heiligenhof als Anlaufstelle für Geflüchtete bereit zu stellen. „Woanders sind beheizte Zelte aufgebaut, hier gibt es ein festes Dach über dem Kopf, Duschen und warme Mahlzeiten“, beschreibt Hörtler die Situation vor Ort. Rund vier Wochen können die Menschen bleiben, Wäsche waschen, medizinische Betreuung und Essen – auch für Muslime, die kein Schweinefleisch zu sich nehmen - das Team vom Heiligenhof kümmert sich um alles. Die Stimmung in der bunt gemischten Gruppe die im Speisesaal sitzt, reicht von angespannt bis fröhlich, die häufigste Frage an diesem Tag: Wie geht es weiter? Antwort: Registrieren. Das ist wichtig, um eine Wohnung und im Anschluss Arbeit zu finden. Und, wenn die Kinder eine Schule oder einen Kindergarten besuchen sollen. Auch Sprachkurse werde es geben, verspricht Landrat Thomas Bold. „Wir haben hier eine Übergangsmöglichkeit geschaffen“, erklärt er, „der Heiligenhof ist zum Ankommen gedacht, von hier aus erfolgt eine weitere Verteilung.“

Registrieren ist wichtig

Inzwischen ist ein weiterer Bus aus Oberbayern mit 50 Geflüchteten aus der Kriegsregion im Bürgerspital in Hammelburg angekommen. Auch sie werden zeitnah andere Unterkünfte beziehen. Entsprechend der Anzahl der Familienmitglieder oder Personen, mit denen man zusammen bleiben will, werde eine Wohnung gesucht. Nach der Registrierung im Einwohnermeldeamt und im Ausländerzentralregister kann bei Bedarf ein Antrag auf finanzielle Unterstützung gestellt werden. „Ukrainische Bürgerinnen und Bürger können nach der Registrierung relativ schnell arbeiten“, sagt Bold und, „der Aufenthalt ist zunächst für ein, später bis drei Jahre angedacht.“ Für die Studentinnen und Studenten gelten andere Regeln, da sie keine Einwohner und Einwohnerinnen der Ukraine sind. Syrovyy wird noch eine weitere Zeit Ansprechpartner für die Geflüchteten sein, er selbst ist als Vierjähriger mit seiner Mutter nach Deutschland gekommen. Deutsch sei seine Hauptsprache, sagt der junge Mann, „aber ukrainisch habe ich natürlich nicht verlernt, weil wir das auch zuhause gesprochen haben.“ Eine der frisch Angekommenen hat schon ein Wort auf Deutsch gelernt. „Dankeschön“, sagt die Frau schüchtern beim Hinausgehen und winkt dem Landrat coronakonform zu.

Information gibt es unter: www.landkreis-badkissingen.de
Wer helfen will: Die Ukraine-Hilfe ist per E-Mail erreichbar unter ukraine-hilfe@kg.de. Wer keine Möglichkeit hat, eine E-Mail zu schicken, kann sich an die Hotline wenden, Tel.: 0971/801-3800. Diese ist zu den üblichen Amtszeiten besetzt: Montag bis Freitag 8 bis 16 Uhr, Donnerstag 8 bis 17 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr.



 


 

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