Warum die Sirenen heulen

Am 12. Mai sollten bei jedem die Alarmglocken schrillen - zumindest die von außen hörbaren, denn um 11 Uhr startet der bayernweite Warntag, an dem Sirenensignale auf ihre Funktionalität geprüft werden und die Landkreisbewohner und –bewohnerinnen für die Alarmierung sensibilisiert werden sollen. Der Warntag sollte bereits vor einem Jahr stattfinden, wurde aber aufgrund der Corona Pandemie abgesagt. Vorbereitet wird er vom Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration in Zusammenarbeit mit den Kommunen. „Der Warntag bietet allen Einsatzkräften und vor allem der Bevölkerung eine gute Gelegenheit sich mit den unterschiedlichen Signalen vertraut zu machen“, sagt Landrat Thomas Bold. „Nur wer weiß, was die Alarmtöne bedeuten, kann in einer Krisensituation effektiv und richtig reagieren, um sich und andere zu schützen. Zudem zeigt die Übung, in welchen Bereichen noch optimiert werden muss.“ Der Warntag startet mit einem auf- und abschwellenenden Heulton von einer Minute. Zur Warnung der Bevölkerung kommen unterschiedliche Kommunikationskanäle zum Einsatz: Die Integrierte Leitstelle Schweinfurt (ILS) sorgt für die Auslösung der Warnsirenen im Landkreis Bad Kissingen.

Hinweise zum Probealarm im Radio

Ausschließlich die Sirenen im 25 Kilometer Einzugsbereich um das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld können das auf und abschwellende Warnsignal ausspielen und werden aktiviert. Neben den Warnsirenen wird das Bevölkerungswarn- und Informationssystem für die WarnApps (NINA, KATWARN) durch eine Probewarnung aktiviert. Die Sirenen werden zur Warnung der Bevölkerung vor Katastrophen und Schadensereignissen von erheblichen Ausmaß ausgelöst, um zeitnah auf Warnhinweise im Radio aufmerksam zu machen. Der Bayerische Rundfunk, Antenne Bayern und andere bayerische Sender werden während dieser Zeit auf den Probealarm hinweisen. Das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration erstellt und aktiviert den Versand einer Warnmeldung über das Modulare Warnsystem des Bundes (MoWaS). Diese in MoWaS erstellten Warnmeldungen werden an die Warn-Apps übersandt und erscheinen bei registrierten Nutzern auf deren Endgeräten. Sieben Einheiten der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis aktivieren die bei ihnen stationierten Mobilen Kugellautsprecher zum Ausspielen von Sirenensignalen und Warndurchsagen, zusammengefasst unter dem Namen MOBELA (Mobile Lautsprecher und Sirenenanlage).

PM Warntag

Am Donnerstag, 12. Mai, 11 Uhr, startet der bayernweite Warntag, an dem Sirenensignale auf ihre Funktionalität geprüft werden und die Landkreisbewohner und Landkreisbewohnerinnen für die Alarmierung sensibilisiert werden sollen. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Markus Ullrich

Information auf dem Smartphone

Im Rahmen einer Anhörung im Bayerischen Landtag wurde von Vertretern und Vertreterinnen verschiedener Verbände die Notwendigkeit von Übungen auf allen Ebenen gefordert. Auch der BayernFunk bietet die Möglichkeit in Krisenzeiten Bürger und Bürgerinnen zu erreichen und über mögliche Warnungen zu informieren. „Kurz gesagt, alle Möglichkeiten zur Warnung der Bevölkerung sollen genutzt werden. Neben den Sirenen und Apps sollen auch Informationstools der Gemeinden und Social Media-Kanäle wie Facebook, Instagram oder Twitter zum Einsatz kommen“, erklärt Brandinspektor Markus Ullrich, Landkreis Bad Kissingen. Über das Smartphone erreiche man sehr viele Mitbürger und Mitbürgerinnen, setzt sich der Fachmann für die neue Art der „Sirene“ ein. „Die Warnung und wie man sich im entsprechenden Gefahrenfall verhalten soll, kommt per Nachricht direkt auf dem Handy an“, so Ullrich. Ein SMS-Service, der Warnmeldungen an alle in einem bestimmten Abschnitt des Mobilfunknetzes befindlichen Mobilfunkendgeräte (Smartphone und konventionelles Handy) versendet, werde derzeit vom BBK erarbeitet, verrät Ullrich.

Dorffunk und Heultöne

Immer mehr Gemeinden installieren derzeit den „Dorffunk“ beobachtet Ullrich, unter dem Link https://www.digitale-doerfer.de/mitfunken/ kann man sich in Krisenzeiten informieren und warnen. Wie klingt der Heulton bei Feuer? Wie bei einem ABC-Schaden? Wie wird man bei einem Unfall in einem AKW gewarnt? Gerade letzteres betrifft den Landkreis Bad Kissingen, den Alarmton bei einem Reaktorunglück spielen die Sirenen nur in einem Gebiet 25 Kilometer rund um ein AKW aus. In Grafenrheinfeld läuft der Rückbau Kernkraftwerks, das heißt aber nicht, dass die Gefahr durch radioaktive Verseuchung gebannt ist. Daher ist es wichtig, ein Warnsignal für die Zivilbevölkerung einsetzen zu können. Diesen Ton dürfen die meisten kennen: den Sirenenton für die Feuerwehr. Eine Minute Dauerton, zwei Mal unterbrochen. Wenn dieses Signal schrillt, eilen die Floriansjünger zu ihrem Einsatz. Doch was steckt dahinter, wenn der Heulton auf- und abschwellend eine Minute ertönt? Er gibt in Friedenszeiten den Hinweis auf einen Katastrophenfall. Im Verteidigungsfall ist es das Signal für einen Luftschutzalarm.

Warnsirenen und MOBELA-Anlagen

Warnsirenen der Stadt Bad Kissingen schrillen im Ernstfall in den Ortsteilen Albertshausen, Arnshausen, Bad Kissingen, Garitz, Hausen, Kleinbrach, Poppenroth, Reiterswiesen und Winkels. VG (Verwaltungsgemeinschaft) Elfershausen: Elfershausen, Engenthal, Langendorf, Machtilshausen, Trimberg und Fuchsstadt. VG Euerdorf: Aura an der Saale, Euerdorf, Ramsthal, Sulzthal und Wirmsthal. Stadt Hammelburg: Diebach, Feuerthal, Gauaschach, Hammelburg, Morlesau, Obererthal, Obereschenbach, Pfaffenhausen, Untererthal, Untereschenbach und Westheim. VG Maßbach: Maßbach, Poppenlauer, Volkershausen, Weichtungen, Thundorf i. Ufr., Rothausen, Theinfeld und Rannungen. Gemeinde Oerlenbach: Ebenhausen, Eltingshausen, Oerlenbach und Rottershausen.
MOBELA-Anlagen stehen im Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr in Bad Kissingen zur Verfügung. Weiterhin gibt es sie bei den Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis in folgende Orten: VG Bad Brückenau, Oberleichtersbach; Stadt Bad Brückenau, Volkers, Römershag; Stadt Hammelburg; Gemeinde Bad Bocklet; Gemeinde Nüdlingen, Haard; Gemeinde Oerlenbach.

Eine kurze Geschichte über Sirenen

Der französische Physiker Charles Cagniard de la Tour erfand 1819 die Sirene, den Namen gab er ihr aufgrund einer Geschichte aus der griechischen Mythologie: Die weiblich dargestellten Fabelwesen sangen so betörend, dass die Besatzung vorbeifahrender Schiffe ihnen nicht widerstehen konnte und die Matrosen sehenden Auges in den Tod fuhren. Allein Odysseus schaffte es die Sirenen zu hören ohne zu sterben. Er ließ sich am Mast anketten, seine Mannen schützten ihre Ohren mit Wachs und trotzten so der Versuchung den Sirenen zu nahe zu kommen. Die heutigen Sirenen erzeugen ihren schrillen Ton durch Hochfrequenztechnik, ihre erste Hochzeit in der Bundesrepublik erlebten sie ab 1942, sie warnten vor Fliegerangriffen. Nach dem Krieg kam der Ost-West-Konflikt (Kalter Krieg), rund 80.000 Sirenen bedeckten Deutschland. Mit dem Ende des Kalten Krieges kam die Abschaffung der Sirenen inklusive der zehn Warnämter, die für die Auslösung verantwortlich waren. Von 1992 bis 1995 wurden über die Hälfte der Suppentellerförmigen und in grauen Farbtönen gehaltenen Sirenen wieder abgebaut. Zu finden waren diese Anlagen auch auf vielen Schul- und Behördendächern, sie warnten vor Feuer, Katastrophen und einem möglichen Kriegsangriff. Eine Alarmierung über das Internet, Handy, Radio oder Fernsehen – das erschien ausreichend. Ist es aber nicht. Spätestens nach dem Anschlag auf das World Trade Center und Flutkatastrophen stieg die Nachfrage nach Sirenen wieder. Sie sind einfach unüberhörbar.

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