„Moiiiiin und herzlich willkommen auf der Rhön!“ Moment – muss es nicht heißen IN der Rhön? Nein! Denn Kapitän Egon Rhauderwiek empfängt die Delegation aus dem Landkreis Bad Kissingen auf seinem Betriebsstofftransporter „Rhön“ – dem Patenschiff der Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Sie hat ihren Heimathafen in Wilhelmshaven, und dorthin hatte sich eine rund 20-köpfige Delegation um Landrat Thomas Bold aufgemacht – bestehend aus seinen Stellvertretern, seiner Stellvertreterin sowie weiteren Mitgliedern des Kreistags.
Anna Kebschull, Landrätin des Landkreises Osnabrück (stehend), stellte der Delegation ihren Landkreis vor sowie die Themen, die den Kreistag dort aktuell beschäftigen. Fotos: N. Bachmann
Zwischenstopp in Osnabrück
Auf dem Weg an die Küste legte die Gruppe einen Zwischenstopp im Kreishaus in Osnabrück ein. Dort wurde sie von Landrätin Anna Kebschull empfangen, die seit April Vorsitzende und Sprecherin des Vereins „Bündnis Hamelner Erklärung“ ist. Ein Zusammenschluss von Landkreisen, der die Planung von Stromtrassen fachlich und kritisch begleitet und die Interessen der Bürgerinnen und Bürger vertritt. Auch der Landkreis Bad Kissingen gehört dem Bündnis an, Landrat Thomas Bold ist dort ebenfalls Vorsitzender.
Die Landrätin stellte den Gästen ihren Landkreis und die Aufgaben der Kreisverwaltung vor. So ist der Landkreis Osnabrück flächenmäßig doppelt so groß wie der Landkreis Bad Kissingen, dort leben drei Mal so viele Menschen. „Doch was die Herausforderungen und Probleme angeht, haben wir eine große Schnittmenge“, bilanziert Landrat Thomas Bold. „Auch im Raum Osnabrück müssen Krankenhäuser und Geburtenstationen geschlossen werden, auch dort ist es sehr schwierig, junge Ärzte zu gewinnen.“
Kapitän Egon Rhauderwiek (Mitte) hat die Delegation um Landrat Thomas Bold auf den Betriebsstofftransporter „Rhön“ eingeladen.
Die "Rhön" musste personell verstärkt werden im letzten Einsatz
Personal fehlt nicht nur auf dem Land, sondern auch auf dem Wasser. Das berichtete Kapitän Rhauderwiek. Die „Rhön“ war erst eine Woche zuvor aus einem fünfmonatigen Einsatz zurückgekehrt und ankert seitdem wieder im Marinestützpunkt Wilhelmshaven. „Wir fahren mit 42 Mann ziviler Besatzung. Zuletzt haben wir in jedem Hafen personelle Verstärkung bekommen, sonst hätten wir nicht fahren können“, so Rhauderwiek.
Dass die Stimmung in der Mannschaft trotzdem gut ist, davon konnte sich die Delegation – darunter auch Klaus Spitzl (Geschäftsführer Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V.) als Vertreter des Landkreises Rhön-Grabfeld – bei einer Führung überzeugen. Der Kapitän nahm die Besucher unter anderem mit auf die Kommandobrücke, in die Kabinen und in den Maschinenraum. „Dafür, dass das Schiff mittlerweile schon über 50 Jahre alt ist, ist es noch gut in Schuss“, fand Bold. Der Kapitän erklärte, dass „natürlich die Technik irgendwann an ihre Grenzen stößt – auch wenn sie sukzessive nachgerüstet wird.“
In diesem Jahr hat die "Rhön" ihren 50. Geburtstag gefeiert.
"Spessart" wurde von Piraten beschossen
Mit ihren 50 Jahren hat sich die „Rhön“ ihren Ruhestand verdient, in rund zwei Jahren soll es soweit sein. Ihre Nachfolgerin steht schon in den Startlöchern: Im Mai fand die Kiellegung statt. „Besonders freut mich, dass auch das neue Schiff „Rhön“ heißen wird und damit weiterhin Werbeträger für unsere schöne Region ist“, so der Landrat.
Ganz ungefährlich sind die Missionen für die Besatzung nicht immer, berichtete der Kapitän: „Unser Schwesterschiff „Spessart“ ist schon einmal von Piraten angegriffen worden. Deshalb haben wir immer Handwaffen und auch Maschinengewehre an Bord. Wenn wir in bestimmten Bereichen unterwegs sind, zum Beispiel an der Küste vor Ostafrika, werden wir außerdem von einem Spezialteam begleitet, das auch Granatwerfer bedienen kann.“
Mehr über den Alltag auf hoher See und die Herausforderungen der Marine erzählten Rhauderwiek und Teile seiner Crew bei einem gemeinsamen Abendessen. Das bot auch den Teilnehmenden der Delegation die Möglichkeit, sich in ungezwungener Atmosphäre über landkreisspezifische Themen auszutauschen und sich außerhalb der Kreistags- und Ausschusssitzungen besser kennenzulernen.
Der Betriebsstofftransporter „Rhön“ (A 1443) lief 1974 vom Stapel, wurde von der Marine angekauft, für den Bedarf der Flotte umgebaut und 1977 in Dienst gestellt. Zusammen mit der „Spessart“ (sie wurde Anfang des Jahres 2024 aus der Fahrbereitschaft genommen) gehört sie zur „Rhön-Klasse“. Aufgabe der schwimmenden Tankstellen mit ziviler Besatzung ist es, NATO-Schiffe auf hoher See mit Kraftstoff zu versorgen. Die „Rhön“ fasst rund 9.600 Kubikmeter Schiffs- und etwa 650 Kubikmeter Flugkraftstoff. Das Schiff ist rund 130 Meter lang und gut 19 Meter breit. Die Nachfolgerin ist etwas größer dimensioniert mit 170 und 24,5 Metern. |