4 Jahre Pflegestützpunkt: „Die Menschen sind sehr dankbar“

In ein Seniorenheim umzuziehen, diesen Gedanken schieben viele ältere Menschen erst einmal weit von sich weg. Die meisten möchten zuhause leben, so lange das eben möglich ist. Doch dafür benötigen sie häufig Unterstützung, z.B. durch einen ambulanten Pflegedienst. „Diese Hilfe muss beantragt werden, und das stellt viele Menschen vor eine immense Herausforderung“, weiß Daniela Wehner vom Pflegestützpunkt des Landkreises Bad Kissingen. „Welche Leistungen kann ich überhaupt beantragen, an wen muss ich mich dafür wenden? Welche Nachweise benötigen ich, wo bekomme ich die her? Das sind Fragen, die Pflegedürftige und auch ihre Angehörigen oft fast verzweifeln lassen.“

Dass das nicht passiert, ist auch dem Team des Pflegestützpunkts zu verdanken. „Wir sind Ansprechpartner für alle Menschen aus dem Landkreis, die Fragen haben oder Unterstützung benötigen – egal, ob eine Pflegesituation besteht oder absehbar ist“, erklärt Tanja Büchs. 

PSP Team

Seit über 4 Jahren ein eingespieltes Team (von links): Daniela Wehner, Tanja Büchs und Barbara Bössenrodt. Foto: R. Reith

Vielfältige Hilfsangebote müssen beantragt werden

Auch Günther (92) und Waltraud M. (87, Namen geändert) waren mit ihrer Situation ein Stück weit überfordert. Beide haben jeweils einen Pflegegrad. „Bei der Körperpflege, dem Toilettengang und dem An- und Ausziehen hilft sich das Paar gegenseitig, ein ambulanter Pflegedienst unterstützt sie zusätzlich“, erzählt Büchs. „Aber die beiden kamen an ihre Grenzen, konnten den Schriftverkehr, finanzielle Angelegenheiten und Behördengänge nicht mehr alleine bewältigen.“

Da das Ehepaar keine Kinder hat und keine Angehörigen in der Nähe wohnen, wandten sich die beiden an den Pflegestützpunkt. „Wir haben sie zu Leistungen der Pflegeversicherung, möglichen Hilfsangeboten und entsprechenden Finanzierungsmöglichkeiten beraten“, sagt Barbara Bössenrodt, die Dritte im Team. Im Rahmen einer Beratung leitete der Pflegestützpunkt zusätzliche Hilfen in die Wege: Es wurden ein Mahlzeitendienst, ein Hausnotruf und ein ehrenamtlicher Besuchsdienst organisiert. Zudem stellten die Mitarbeiterinnen einen Antrag auf ambulante „Hilfe zur Pflege“. 

Dank der Unterstützung des Pflegestützpunktteams und den bedarfsgerechten Hilfsangeboten kann das Ehepaar weiterhin zuhause wohnen bleiben. „Das freut uns sehr und ist auch für uns ein Erfolg, der uns in unserer Arbeit bestärkt“, erklärt Daniela Wehner. 

Stetige Weiterqualifikation

Nicht nur ältere Personen, sondern auch Kinder, Jugendliche oder Menschen mit Behinderung können in eine Situation kommen, in der sie Hilfe benötigen: „Unsere Zielgruppe sind neben den Pflegebedürftigen jeden Alters und ihren Angehörigen auch das helfende Umfeld sowie Fachleute“, so Wehner. Neben zentralen Sprechstunden in Bad Kissingen bietet der Pflegestützpunkt regelmäßig auch Außensprechstunden in Bad Brückenau und Maßbach an. Die Terminvergabe erfolgt vorab. 

Die Gesetze und Regelungen ändern sich ständig. Für die Beraterinnen bedeutet das, dass sie sich kontinuierlich weiterqualifizieren müssen – ob durch Seminare, Fachliteratur und beim Austausch in Netzwerken. „Nur so können wir die Bürgerinnen und Bürger adäquat beraten“, sagt Tanja Büchs. Klar, dass auch die Informationsmaterialien und Antragsformulare immer aktuell sein müssen. „Zu wissen, wo Neuerungen anstehen und welche Handreichungen und Formulare ausgetauscht werden müssen, gehört ebenfalls zu unseren Aufgaben.“ 

"Dankbarkeit motiviert enorm"

So unterschiedlich die Fälle sind, die an das Team herangetragen werden, so unterschiedlich ist auch der Aufwand, mit dem sie bewältigt werden können. „Manche Anfragen können wir schnell beantworten, mit anderen sind wir über Wochen oder sogar Monate beschäftigt“, erläutert Daniela Wehner. Zum Beispiel wenn eine Person nach einem Krankenhausaufenthalt nicht ohne weitere Versorgung entlassen werden kann und keine Angehörigen vor Ort sind. „In so einem Fall müssen mehrere Leistungen auf den Weg gebraucht werden wie Tagespflege, Wohnraumanpassung und Hilfsmittel zur Verbesserung der Selbständigkeit. Das braucht alles seine Zeit.“

Für ihre Arbeit bekommen die drei Beraterinnen viele positive Rückmeldungen. „Die Menschen sind sehr dankbar. Viele sagen, sie hätten ohne unsere Unterstützung dieses oder jenes nie bewilligt bekommen oder sogar aufgegeben, für ihre Sache zu kämpfen. Und auch das motiviert uns enorm.“

Zahlen und Fakten
Als der Pflegestützpunkt im Jahr 2021 seine Arbeit aufnahm, registrierten die Mitarbeiterinnen 1.100 Beratungskontakte. Diese Zahl hat sich 2024 fast verdoppelt auf 2.035. Mehr als die Hälfte der Beratungsgespräche wurden telefonisch geführt (1.282), knapp ein Viertel persönlich (424), in 206 Fällen kamen die Anfragen schriftlich. Die meisten Betroffenen waren 80 bis 89 Jahre alt (854), mit weitem Abstand folgt die Gruppe der 70- bis 79-Jährigen. Die Mitarbeiterinnen haben sich aber auch Dutzenden Fällen angenommen, in denen die Pflegebedürftigen deutlich jünger waren – nämlich unter 20 Jahren.

Die Beratung ist kostenlos und neutral. Mehr Infos unter Tel. 0971/801-5300 und unter www.kg.de/pflegestuetzpunkt

Der Pflegestützpunkt wird gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention und von den Kranken- und Pflegekassen..
 

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