Theaterstück zum Thema Demenz „Du bist meine Mutter“

Stehenden Applaus spendierte das Publikum der Schauspielerin Gisela Nohl, die in dem Theaterstück „Du bist meine Mutter“ Tochter und Mutter in einer Doppelrolle lebensnah verkörperte. „Kompliment, Sie haben das Ganze so echt dargestellt. Ich habe mich an meine eigene Mutter erinnert gefühlt“, äußerte sich eine Zuschauerin in der Diskussionsrunde im Anschluss an die Aufführung. Wie ihr ging es scheinbar vielen, denn es gab zahlreiche nickende Köpfe und zustimmendes Klatschen.

Eingeladen zu dem Theaterstück hatte die Capio-Franz-von-Prümmer Klinik. Gut 130 Besucher sahen sich die Aufführung in der Georgi-Kurhalle am Montagabend (22.10.2018) an. Eineinhalb Stunden stellte die Schauspielerin Nohl die Beziehung von Mutter und Tochter in dem Ein-Personen-Stück dar - jede mit ihrer Wirklichkeit und beide in dem Versuch, mit der veränderten Rolle zurecht zu kommen. Denn in dem Stück über Demenz und das Altern wurde den Zuschauern eines ganz klar vor Augen geführt: Im Alter werden Eltern schutzbedürftig und Kinder müssen Unterstützung und Hilfe geben und manches Mal auch Entscheidungen fällen. Und trotz aller Traurigkeit und leiser Töne über ungelebtes Leben und Einsamkeit verlor das Stück nie seine positive Ausrichtung. „Ich fand es ganz wunderbar, wie Sie gezeigt haben, dass der Umgang von Mutter und Tochter nie zum Konflikt führte, es also keine körperliche Auseinandersetzung gab“, lobte Monika Dürr von der Fachstelle für pflegende Angehörige in Münnerstadt. Gemeinsam mit Daniela Wehner von der Fachstelle in Bad Kissingen engagiert sie sich im KompetenzNetzwerk Demenz – so wie auch die Capio-Klinik. Die Expertinnen vom KompetenzNetzwerk Demenz führten dann auch durch die Fragerunde und konnten auf die Fragen aus dem Publikum vielfach Antworten und Orientierung geben: Demenzkranken widersprechen oder nicht? Korrigieren? Ins Heim geben oder alles zu Hause kindersicher machen und die Herdsicherung abschalten? Mit Tabletten „ruhig“ stellen? Diese und viele andere Fragen wurden gestellt und Erlebnisse miteinander geteilt.

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(Foto: Beate Wöhrle)

Auch die Schauspielerin selbst beteiligte sich an der Gesprächsrunde. Sie berichtete, dass sie das Stück – uraufgeführt 1981 – seit ihrer Ausbildung kenne, damit lange schwanger gegangen sei und schließlich nach eigener persönlicher Betroffenheit zusammen mit Regisseur Bernd Rieser auf die Bühne gebracht habe. Und dass sie zwar keine körperlichen Konflikte zeige, wie ihn auch einige Angehörigen kennen, wohl aber, dass die Tochter mit ihrer Geduld im Umgang mit der Mutter so manches Mal auf die Probe gestellt werde. Und so war es auch. Das berührte viele Zuschauer. Die Verzweiflung war immer wieder zu spüren, aber körperlich entladen hat sie sich im Stück nie. Gisela Nohl war in jedem Moment der Darstellung glaubhaft und nachvollziehbar. Sie brachte das Publikum zum Weinen, aber auch zum Lachen - eine Erfahrung, der sich eine Zuschauerin anschloss: Ihre Mutter sei immer fleißig und diszipliniert gewesen, aber im Alter und mit der Demenz sei sie plötzlich nachgiebig geworden und (!) ihre Mutter habe ihr im Alter noch das Tanzen beigebracht! Damit schloss dann auch Daniela Wehner von der Fachstelle für pflegende Angehörige die Runde: „Demenz ist nicht nur etwas Trauriges. Sie kann auch viel Schönes bedeuten.“ Und das sei auch wichtig zu sehen, die schönen und verbindenden Momente, die eine Demenz mit sich bringen könne.

Für alle, die nicht dabei sein konnten: Das KompetenzNetzwerk Demenz veranstaltet am 17.11.2018 um 18.30 Uhr in der Pfarrscheune in Maßbach den Vortragsabend „Demenz – annehmen und verstehen“. Der Eintritt ist kostenfrei.

Hintergrund:
In dem Bestreben einer besseren Versorgung von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen arbeiten im KompetenzNetzwerk Demenz Ärzte, Pflegeinrichtungen, Kliniken, ambulante Dienste, Sozialstationen und Wohlfahrtsverbände sowie Vereine, Pfarreien und die Seniorenbeauftragten der Kommunen zusammen.
Ziel ist es, ein stabiles und funktionierendes Netzwerk zu etablieren, indem Akteure die Gelegenheit zum Fach- und Erfahrungsaustausch haben, die Gelegenheit zum Wissenszuwachs sowie die Möglichkeit zur gegenseitigen Wertschätzung ihrer Arbeit.
Ganz neu ist die Entwicklung eines Demenzwegweisers sowie einer Veranstaltungsreihe für die Öffentlichkeit.
Träger ist der Landkreis Bad Kissingen.

Kontakt:
Antje Rink: 0971/801-5201, antje.rink@landkreis-badkissingen.de
https://www.facebook.com/Demenznetzwerk/
www.zukunft-landkreis-badkissingen.de

 

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