Die Zukunft der Pflege: Welche Kompetenzen sind gefragt?

„Viele Menschen wünschen sich, im Alter länger und möglichst selbstbestimmt in der vertrauten Umgebung wohnen bleiben zu können. Ich bin überzeugt, dass technische Wohnassistenzsysteme einen wichtigen Beitrag leisten können, um diesen Wunsch zu erfüllen. Darüber hinaus entlastet moderne Technik die pflegenden Angehörigen und die Pflegekräfte – und kann zudem mehr Freiräume für menschliche Zuwendung schaffen. Unsere Projektreihe ‚DeinHaus 4.0‘ soll dazu beitragen, Vorbehalte gegen digitale Techniken abzubauen, Berührungsängste zu nehmen und die Akzeptanz für digitale Assistenzen in der Bevölkerung zu verbessern“, betonte Judith Gerlach bei ihrem Besuch in Bad Kissingen. Bayerns Ministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention war vergangene Woche der Einladung zum 2. Fachkongress von DeinHaus 4.0 Unterfranken gefolgt. Dort stellte sie sich zum Abschluss der Tagung vor rund 50 Teilnehmenden den Fragen von Moderator Axel Robert Müller. 

Fachkongress 1

Staatsministerin Judith Gerlach stellte sich zum Abschluss des Fachkongresses den Fragen von Moderator Axel Robert Müller. Fotos: N. Bachmann

Dabei bezog die Staatsministerin auch klar Stellung zum Thema Krankenhausreform: „Wir brauchen eine Krankenhausreform und damit Veränderungen. Das ist völlig klar. Wenn wir auch in Zukunft eine hochwertige medizinische Versorgung für unsere Bürgerinnen und Bürger sicherstellen wollen, müssen wir überlegen, wie wir die Strukturen straffen und so gestalten können, dass sie auch die nächsten Jahrzehnte funktionieren. Aber wir tun uns keinen Gefallen mit einer handwerklich schlecht gemachten Reform, die schon jetzt absehbar Probleme aufwerfen wird. Entscheidend ist auch: Bayern ist ein Flächenland. Die Grundversorgung muss auch in der Fläche aufrechterhalten bleiben.“

Einblicke ins Arbeitsleben der Staatsministerin

In dem Gespräch machte Gerlach deutlich, warum Umstrukturierungen in der Pflege unbedingt notwendig sind und welche Vorteile eine Zusammenführung von Fachpersonal, Kompetenzen und medizinischen Geräten bietet. Dabei präsentierte sich die Ministerin sympathisch, schlagfertig und vor allem auch sehr kompetent. Wie sie sich dieses Wissen so schnell angeeignet habe, wollte der Moderator von der Ministerin wissen. Diese plauderte aus dem Nähkästchen: Bereits kurz nach ihrem Amtsantritt im November 2023 war eine Gesundheitsministerkonferenz zur Krankenhausreform terminiert gewesen. „Ich wusste: Ich muss innerhalb einer Woche voll in die Tiefe gehen“, so Gerlach. Und so habe sie sich hingesetzt, „stundenlang gebüffelt, mit Leuten telefoniert, Besprechungen angesetzt.“ Schnell habe sie „gemerkt, dass mich alle unterstützen.“ 

Fachkongress 2

Landrat Thomas Bold (rechts) führt Staatsministerin Judith Gerlach (Mitte) durch die Musterwohnung, in der über 50 Wohnassistenzsysteme ausprobiert werden können. Im Hintergrund: Sebastian Dresbach (ZTM-Geschäftsführer), Innenstaatssekretär Sandro Kirchner und Cordula Kuhlmann (Projektleiterin DeinHaus 4.0 Unterfranken).

Der Wandel muss zunächst im Kopf stattfinden

Der Auftritt der Ministerin stieß auf sehr positive Resonanz bei den Teilnehmenden. Diese hatten sich den Tag über in spannenden Fachvorträgen über die verschiedensten Themen informiert. „Zukunftskompetenzen in der Pflege“, so lautete das Motto des Fachkongresses. Unter anderem stellte Kimberly May vom Zentrum für Telemedizin (ZTM) einen Technologiekatalog vor, der dabei hilft, sich in der Welt der Wohnassistenzsysteme zurechtzufinden und diese für die tägliche Arbeit zu nutzen. Die Teilnehmenden regelrecht begeistert und mitgenommen hat Sebastian Wächter mit seinem Vortrag „Change Mindset – den Wandel ins Rollen bringen“. Dabei erläuterte er, wie wichtig eine offene Haltung gegenüber den ständigen Veränderungen ist. Weitere Themen waren „Technologien zur Entlastung in der Pflege“, „Das Projekt PuG – Telemedizin & Telepflege für den ländlichen Raum“ und „Individuelle Resilienz: Fitness für stürmische Zeiten“. Zudem gab DeinHaus 4.0 Unterfranken-Projektleiterin Cordula Kuhlmann in ihrem Werkstattbericht einen Einblick in das vielfältige Projekt.

Zum Abschluss des Kongresses bedankte sich Landrat Thomas Bold auch bei den Teilnehmenden: „Ohne diejenigen, die aus der Branche kommen und sich mit ihrer Erfahrung einbringen, die sich informieren und das wieder nach außen tragen oder Feedback geben, ohne dieses Engagement kann es keine Entwicklung geben.“


Das Projekt DeinHaus 4.0 Unterfranken ist ein Gemeinschaftsprojekt des Landkreises Bad Kissingen mit der ZTM Bad Kissingen GmbH. Es wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention.
 

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