"Wir brauchen keine Nobelvilla"

Gut eine Woche nach dem verheerenden Brand im Tierheim Wannigsmühle sind die rot-weißen Sperrbänder zum Teil durchschnitten und geben den Weg in die vorübergehend abgesperrten Bereiche wieder frei. Auf dem Boden liegen Trümmerstücke, Gehwege und Flur zeigen Ruß und Löschwasserspuren, die Treppe zum Stockwerk in dem mindestens 40 Katzen starben ist nicht mehr begehbar. Der einst stattliche Dachstuhl des einen Hausteils ist komplett zerstört. Zum Glück wurde in dem seit 1982 als Tierheim genutzten Gebäude nie der als krebserregend geltende Baustoff Asbest eingesetzt. Nach neuesten Erkenntnisse löste ein technischer Defekt den Brand aus, Gutachter der Versicherung prüfen derzeit die Schäden aus denen die Schadenssumme berechnet wird. Sie könnten nach ersten Aussagen im sechsstelligen Bereich liegen. „Wichtig ist jetzt eine koordinierte Vorgehensweise“, erklärt Landrat Thomas Bold nach einem Begehung mit Tierheimleiterin Ursula Boehm und Amtstierärztin Dr. Sabine Reitzenstein durch den zweiteiligen, mehrgeschossigen Gebäudetrakt. 

Keine Kompromisse

Sobald die Informationen von der Versicherung vorliegen, sieht der Landkreis weitere Schritte in Form der Begleitung bei der Planung, den Baumaßnahmen oder eine öffentliche Kampagne vor. „Hier sollten keine Kompromisse mehr gemacht werden, wenn umgebaut wird, dann richtig“, steht für Landrat Thomas Bold fest. „Wir wollen keine Nobelvilla“, sagt Boehm, „aber das Tierheim muss nach den Bauarbeiten funktional sein.“ Bisher, nennt Boehm ein Beispiel, würden sich die Hunde in ihren Zwingern gegenüber liegen „das wird in einem modernen Tierheim nicht mehr so gehandhabt.“ Pläne für ein neues Hundehaus gibt es bereits. Dieses Projekt liegt Boehm schon länger am Herzen, es sollte ohnehin in der nächsten Zeit umgesetzt werden. Die Versorgung mit Mobilfunk lasse zu wünschen übrig, zählt Boehm weiter auf und weist darauf hin, dass im Tierheim noch über analoge Leitungen telefoniert wird. „Hier kann ein Förderprogramm, das für abgelegene Höfe geschaffen wurde um sie mit schnellem Internet zu versorgen greifen“, erklärt Bold. Dr. Sabine Reitzenstein und ihre Kollegen, die bereits kurz nach dem Brand vor Ort waren, versuchen das Tierheim in dieser schwierigen Lage zu unterstützen, auch psychologische Hilfe für die Mitarbeiter des Tierheims wurde in die Wege geleitet. 

Aufnahme von Fundtieren möglich

„Das Tierheimteam arbeitet perfekt“, lobt Dr. Reitzenstein, „es ist alles sehr sauber, es gab nie größere Krankheitsausbrüche.“ Da Teilbereiche der Wannigsmühle vom Feuer verschont blieben, ist die Aufnahme von Fundtieren weiterhin möglich. Seit 1996 besteht ein Vertrag zwischen Landkreis und Tierheim über die Aufnahme von Fundtieren. Derzeit zahlt der Landkreis Bad Kissingen pro Jahr über 10.000 Euro für die Abholung und Verwahrung von Fundtieren, das entspricht rund 10 Cent je Einwohner. Dieser Betrag fließt an den Träger des Tierheims, die Stiftung Tierheim Wannigsmühle Förderverein Kreistierschutzverein Bad Kissingen e.V..„Im Kreistag wird der Punkt Wannigsmühle auf die Tagesordnung gesetzt“, verspricht Bold. Mit den Bürgermeistern werde man über die Fundtierpauschale sprechen. Im Tierheim finden ausgesetzte, verwahrloste, vernachlässigte oder von ihren ehemaligen Herrchen und Frauchen abgegebene Tiere vorübergehend oder sogar für immer ein Zuhause. 40 Hunde und bis zu 300 Katzen besiedelten in Hochzeiten – meistens vor den Ferien – das Tierheim. „Ich sehe große Problem auf uns zukommen, wenn die Pandemie vorbei ist“ sagt Boehm, denn gerade während der Corona-Zeit hätten sich viele Menschen ein Haustier angeschafft um das sie sich nicht mehr kümmern können, wenn Home-Office oder Kurzarbeit nicht mehr an der Tagesordnung stehen. Nachdem auch die Hundeschulen in dieser Zeit geschlossen hatten, befürchtet sie eine Schwemme an unerzogenen Hunden. Auch das kann einen unerfahrenen Hundehalter dazu bewegen, den Vierbeiner abzugeben. 

Hilfe für das Tierheim

Eine Möglichkeit der Hilfe ist, eine Patenschaft zu übernehmen. Es gibt Tiere, die aufgrund ihres Alters oder Krankheiten oder aus anderen Gründen nicht vermittelt werden können, sie werden im Tierheim Wannigsmühle liebevoll gepflegt und versorgt. Eine Patenschaft bietet viele Möglichkeiten: Der Patenhund kann ausgeführt, die Patenkatze mit Streicheleinheiten versehen werden. Die Tiere freuen sich auch über ein neues Spielzeug oder Leckerli und, wenn der Pate sich mit einem regelmäßigen Beitrag an den Unterhaltskosten beteiligt, ist dem Tierheim sehr geholfen. Der Beitrag ist frei wählbar. Auch eine Mitgliedschaft hilft dem Tierheim, mit einem Beitrag von nur 2 Euro unterstützt man die Rettung und Versorgung der Tiere. Der schnellste Weg der Hilfe ist eine Einzahlung auf das Spendenkonto: Stiftung Tierheim Wannigsmühle, IBAN: DE89 7935 1010 0031 1780 64, BIC: BYLADEM1KIS

PM-Tierheim_Bold_Boehm

Landrat Thomas Bold mit Tierheimleiterin Ursula Boehm. Foto: Anja Vorndran/Landkreis Bad Kissingen

zurück