Kostenloser Wohnraum für Vielflieger

Wer künftig Vögel am Telekom-Gebäude schwirren sieht, der sieht richtig: Hier sollen sich in den eigens vom Landkreis angebrachten Nistkästen Mauersegler (Apus apus) niederlassen. Sie sehen den Schwalben ähnlich, sind aber nicht miteinander verwandt. Der Mauersegler überwintert in Afrika und kehrt ab Mai nach Mitteleuropa zurück um zu brüten. Zwei bis vier Eier liegen in den Nestern der in Kolonien brütenden Mauersegler. Weil es in den Siedlungsgebieten inzwischen zu wenig geeignete Plätze für die Vögel mit den sichelförmigen Flügeln und tief gegabelten Schwanzspitzen gibt, stellt der Landkreis seinen gefiederten Bewohnern und Bewohnerinnen kostenlosen Wohnraum im ehemaligen Telekom-Gebäude zur Verfügung. In der freien Wildbahn nutzen Herr und Frau Mauersegler natürliche Materialien, um es sich gemütlich zu machen, doch auch Fetzen von Textilien oder Papier werden beim Nestbau nicht verschmäht. Weiterhin bevorzugen Mauersegler als Standorte dunkle, horizontale Hohlräume, die sie direkt anfliegen können und die in 6 bis 30 Metern Höhe liegen.

PM-Mauersegler

Hoch oben, links und rechts neben dem Fenster, befindet sich der neue Wohnraum für die Vielflieger. Auf dem Foto zu sehen ist Matthias Franz, Biodiversitätsberater, Landkreis Bad Kissingen. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran

Fast-Penthouse-Lage

So gesehen eignet sich die Fast-Penthouse-Lage im vierten Stock perfekt. Der Landkreis bietet den Vögeln zehn bezugsfertige Nistkästen aus Kunststoff die an der Fassade in Richtung Hemmerichstraße mittels Fugen angebracht sind, das erleichtert die Anbringung, bzw. bei Bedarf das Herausnehmen. Das Beste daran: Es gibt keinerlei Bürokratie zu beachten – zumindest für die neuen Bewohner und Bewohnerinnen. Sie suchen sich das Nest aus, das ihnen am besten gefällt und ziehen einfach ein. Bis August sind die jungen Vögel geschlüpft, haben ihre ersten Flugversuche hinter sich gebracht und üben sich bereits in der Kommunikation untereinander. Während Schwalben schwätzen, drücken sich Mauersegler durch schrille Schreie aus. Sie tragen ein glänzendes, schwarzbraunes Gefieder, ihre Silhouette ähnelt der eines Ankers.

Fliegen im Schlaf

 Mauersegler zählen zu den Vielfliegern, rund zehn Monate können sie sich- außerhalb der Brutzeit – in der Luft aufhalten. Kein Wunder, denn die Vögel können beim Fliegen sogar schlafen. Sie ernähren sich von Insekten, die sie im Flug fangen. Als die Anfrage vom Landesbund für Vogelschutz mit der Bitte nach den Nistkästen auf den Schreibtisch der Verantwortlichen im Landratsamt flatterte, zögerten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht lange. Insbesondere freut sich Biodiversitätsberater Matthias Franz darüber, dass der Landkreis hier seiner Vorbildwirkung in Sachen Artenschutz gerecht wird. „Wir können gefährdeten Vögeln – dazu zählen die Mauersegler - ein neues Zuhause geben, das ist ein guter Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt“, sagt Franz. Der Landkreis organisierte kurzerhand die Nistkästen, die Architekten fanden eine Lösung für die Anbringung in luftiger Höhe, jetzt können Herr und Frau Mauersegler einziehen.

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