Feuer frei heißt es ein Wochenende lang auf dem Gelände des KOB in Oberthulba – es wird gezündelt was das Zeug hält, damit die Floriansjünger üben können. Natürlich findet man hier kein echtes Schadensfeuer, zum Üben für die insgesamt 245 Teilnehmer, darunter zehn Frauen, steht ein mobiler Brandübungscontainer auf dem Gelände bereit. Der „Fire Dragon III“ der Firma Draeger zeigt von außen feuerspuckende Drachen und Männer, die löschen. Im Inneren bietet er sechs Brandstellen und eine Flash-Over-Simulation, das Feuer wird durch die Verbrennung von Gas simuliert. Hier trainieren die Feuerwehrler realitätsnahe Situationen: Täuschend echt wirkt der Zimmerbrand mit dichtem Rauch und Nebel, im Seitenkriechgang tasten sich die jungen Männer und Frauen durch den unbekannten Raum. Hier, in einem Zimmer mit Tisch, Schrank, Stuhl befindet sich ein Dummy, der im Ernstfall gerettet werden kann. „Respekt vor dem Feuer“, fasst Max Noack, einer der ersten Teilnehmer des Tages, die praktische Übung zusammen. Er ist klatschnass geschwitzt und das wundert niemanden, denn die Ausrüstung der Feuerwehrmänner und –frauen wiegt rund 20 Kilogramm.
Vor dem „Fire Dragon III“ bei der Brandschutzübung in Oberthulba Landrat Bold, (Zweiter von links) und die Bürgermeister Florian Atzmüller, Wartmannsroth, Matthias Hauke, Zeitlofs, Mario Götz, Oberthulba mit Kreisbrandrat Benno Metz. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran
Eine halbe Stunde Luft
Sie umfasst eine Atemluftflasche, die rund eine halbe Stunde Luft bietet und entsprechend EN 469 geprüfte feuerfeste Kleidung - von der Flammschutzhaube bis zu den Schuhen. Masken und Geräte werden komplett vom Atemschutzzentrum des Landkreises gestellt. Bartträger dürfen nicht teilnehmen, da der korrekte Sitz der Atemschutzmaske bei einem Bartträger nicht gewährleistet werden kann und das könnte dann – im wahrsten Sinn des Wortes – zu brenzligen Situationen führen. „Wir finden hier eine hochkomplexe Trainingssituation“, sagt Landrat Thomas Bold, „psychisch und physisch ist das eine enorme Herausforderung, während der Übung ist eine permanente Gefährdungssituation dargestellt.“ Er dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz und dem KOB für die Bereitstellung des Geländes. „Eine normale Reaktion bei Feuer ist Flucht“, so Bold, daher sei es sehr wichtig Erfahrungen sammeln zu können und dazu biete die Übung die beste Gelegenheit. „Fast 300 Grad Hitze erreichen wir an der Decke“, erklärt „Steuermann“ Siegfried Schmitt, der die Anlage bedient.
Daumen hoch! Sie warten auf ihren Einsatz (von links) Yannick Pfriem, Frank Greß und Max Noack von der Freiwilligen Feuerwehr Westheim. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran
Verschwitzt aber glücklich über die erfolgreiche Übung: Max Noack von der Freiwilligen Feuerwehr aus Westheim. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran
Feuer und Rauch
An seinem Schaltpult zündet er die Flammen, mal größer, mal kleiner, schickt den Rauch in Form von Nebel in den Übungsraum, mal dichter, mal weniger dicht – es soll so echt wie möglich wirken. „Wenn jemand Panik bekommt“, auch das gibt es immer einmal wieder, „kann man den Notknopf betätigen“, erklärt Schmitt. In seinem winzigen Räumchen im Übungscontainer befinden sich zusätzlich Monitore zur Überwachung der einzelnen Stationen und zwei feuerfeste Fenster, die einen Einblick in die Räume geben. Die Flammenwand schießt hoch, ein Teilnehmer kippt über einen Absatz nach vorne, er hat den Seitenkriechgang nicht angewendet. Die Rechnung kommt prompt: Der Schreck über die plötzliche Flammenwand, der dichte Rauch, und schon ist er gestolpert. Im Ernstfall kostet das wertvolle Minuten, zudem besteht die Gefahr, dass man sich bei einem Sturz selbst verletzt. „Genau dafür sind die Übungen da“, kommentiert Kreisbrandrat Benno Metz, Landkreis Bad Kissingen, „man lernt, wie man richtig reagiert und was man achten muss.“ Er lobt die körperliche Fitness der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, sie ist unabdingbar für den Einsatz. Er freue sich, so Metz, dass man den Feuerwehren im Landkreis nach zwei Jahren Corona-Pause, diese Übung wieder anbieten könne. Im Ernstfall, ergänzt Martin Straub, Ausbilder bei der Freiwilligen Feuerwehr in Poppenlauer, würde man das Geübte „einfach abarbeiten.“
Theorie und Praxis
Das heißt, man lernt eine Situation in Theorie und Praxis so gut kennen, dass „in dem Moment, in dem etwas Schlimmes passiert ein Programm abläuft und man ohne groß zu überlegen richtig handelt.“ Straub muss es wissen, er ist 55 Jahre alt und schon 39 Jahre davon bei der Freiwilligen Feuerwehr tätig. Er kennt die Übungen, die Alexander Marx vom Kreisfeuerwehrverband Landkreis Bad Kissingen in der Theorie vorbereitet und den Teilnehmern und Teilnehmerinnen vorab erklärt. „Ein Durchgang dauert rund zwei Stunden“, erläutert Marx das Vorgehen, das sich aus Vorbereitung, Theorie, Training, Durchgang und Nachbereitung zusammensetzt. Stadtbrandinspektor Harald Albert aus Bad Kissingen freut sich über den großen Zuspruch, den die Übung findet, nichts sei besser für den Ernstfall, als regelmäßig zu trainieren. Nach der Feuerwehrdienstvorschrift müssen Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr jährlich eine Einsatzübung absolvieren, die soll als „heiße“ Übung, also in Kontakt mit Feuer, durchgeführt werden. Die Kosten pro Teilnehmer betragen 50 Euro, die von den Kommunen getragen werden, die Gesamtmiete des „Fire Dragon III“ schlägt mit 12.000 zu Buche.
Bei klarer Sicht gut zu erkennen – bei Rauch und Feuer nur ertastbar: Das Übungszimmer. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran