Der Familienpakt Bayern im Landkreis wächst weiter

Wer sich als Unternehmerin oder Unternehmer, als Chef oder Chefin einer Behörde oder eines Verbandes mit familienorientierter Personalpolitik beschäftigt, hat mit dem Familienpakt Bayern einen wertvollen Partner an der Seite. Das wurde im Landratsamt Bad Kissingen von Personalverantwortlichen, Vertreterinnen aus dem Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und der Servicestelle Familienpakt Bayern feierlich gewürdigt. Im Zuge der aktuellen Werbekampagne des Landratsamtes bei den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern im Landkreis Bad Kissingen hatten sich neun neue Mitglieder im Familienpakt Bayern registriert – zusätzlich zu den neun bestehenden Mitgliedern. Auch das Landratsamt selbst kam neu hinzu.

Die Teilnehmenden erhielten im Rahmen eines Festaktes ihre Mitgliedsurkunde von der stellvertretenden Landrätin Brigitte Meyerdierks und der Leiterin der Abteilung VI - Frauenpolitik, Gleichstellung und Prävention beim Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, Dr. Christiane Nischler-Leibl, überreicht. Diese betonte bei ihrer Begrüßung, wie wichtig eine gemeinsame Aufgabenverteilung bei der Familien- und Sorgearbeit sei. „Viele Männer wollten sich an der Familienarbeit beteiligen“, stellte die Vertreterin des Ministeriums fest. Das habe Corona und die Zeit des Home-Schoolings gezeigt, und Folgestudien bestätigten dies. Daher sei es wichtig, den Fokus bei familienorientierter Personalpolitik gleichermaßen auf Männer und auf Frauen zu richten. Nischler-Leibl freute sich ausdrücklich über die hohe Zahl neuer und bestehender Mitglieder im Landkreis Bad Kissingen.

Familienorientierte Personalpolitik immer noch keine Selbstverständlichkeit

„Zuerst habe ich gedacht, es ist doch selbstverständlich, was wir machen. Nun sehe ich aber doch, wie wichtig es ist, familienorientierte Personalmaßnahmen zu erarbeiten und diese mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abzustimmen“, stellte Anne Hilpert-Böse, Vorständin des Caritasverbandes des Landkreises Bad Kissingen, fest. „Der Anteil von Frauen ist sehr groß bei uns und viele davon arbeiten in der Pflege. Da ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft eine besonders große Herausforderung.“ 

Dem schloss sich Margit Schmaus, Geschäftsführerin des Kreisverbandes des BRK, an und ergänzte bei der Urkundenübergabe: „Bei uns sind viele junge Menschen mit kleinen Kindern im Rettungsdienst tätig. Damit begegnen wir ganz neuen Anforderungen an die Arbeitsorganisation.“ 

Familienpakt Bayern 2022

Unser Foto zeigt Vertreter der teilnehmenden Unternehmen aus dem Landkreis Bad Kissingen am Familienpakt Bayern sowie unter anderem Dr. Christiane Nischler-Leibl (vorne links, Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales), die stellvertretende Landrätin Brigitte Meyerdierks (vorne, 2. von links) sowie Frank Bernhard (links oben neben dem Plakat, Landratsamt Bad Kissingen, Wirtschaftsförderung). Foto: Familienpakt Bayern/Julia Naetsch

Zuvor hatte Brigitte Meyerdierks in ihrem Grußwort unter anderem betont, dass der Landkreis Bad Kissingen ein Flächenlandkreis ist, der innovative Dienstleistungsunternehmen beherbergt, aber als Bäderlandkreis auch vielen Unternehmen aus der Gesundheits- und Pflegewirtschaft eine Heimat gibt. „Gerade in dieser Branche ist es nicht einfach, familienorientierte Personalpolitik zu betreiben, da Schichtarbeit, Wochen- und Feiertagsarbeit die Regel sind“, so die stellvertretende Landrätin. „Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen stehen hier vor einer immensen Herausforderung, vor allem mit Blick auf den Fachkräftemangel. Noch dazu legt die junge Generation großen Wert auf eine gute Work-Life-Balance. Das heißt, nicht nur für die Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen oder Kindern erwarten sie eine angemessene Freizeitregelung und Flexibilität, sondern auch für ihre persönlichen Interessen und Hobbys.“ 

„Das nennt sich dann lebenszeitorientierte Personalpolitik“, führte Anne Seefeld, wissenschaftliche Begleitung der Servicestelle Familienpakt Bayern, in ihrem Fachvortrag aus. „Das heißt: Ohne eine familien- und freizeitorientierte Personalpolitik haben Unternehmen auch im Landkreis Bad Kissingen schwierige Ausgangsbedingungen – und diejenigen, die es bieten, sind klar im Vorteil.“ Die Geschäftsführerin der LABOKLIN GmbH, Dr. Elisabeth Müller, stellte fest: „Es ist so schön zu sehen, wie die Menschen bei einem bleiben, sich im Unternehmen so wohl fühlen, dass vielleicht auch die Kinder irgendwann kommen.“ 

Männer und Väter in Teilzeit – die vergessene Gruppe

Diese Zeichen der Zeit hat auch die Sparkasse Bad Kissingen erkannt. Für sie nahm der Bereichsleiter Personal, Michael Frank, die Mitgliedsurkunde entgegen und stellte fest: „Wir beschäftigen über 60 Prozent Frauen. Mobiles Arbeiten wird bei uns stark umgesetzt. Aber auch Männer in Teilzeit sollten nicht vergessen werden, sie sind eine wichtige Gruppe“, so Frank. „Viele gehen in Teilzeit in Rente, um sich auf die anschließende freie Zeit vorzubereiten.“ Und Kerstin Heinisch, Personalleitung bei der Stadt Bad Kissingen, ergänzte bei der Entgegennahme ihrer Urkunde: „Auch die Verwaltung hat viele verschiedene Berufsgruppen zu betreuen, viele unterschiedliche Menschen. Die Anforderungen sind in den letzten Jahren gestiegen durch die veränderten Lebensbedingungen. Und auch in der Verwaltung ist der Fachkräftemangel massiv, daher haben wir die Mütter im Blick. Mobiles Arbeiten ist dort möglich, wo es der Dienstbetrieb zulässt. Wir engagieren uns gerne in der Initiative Familienorientierte Personalpolitik.“ 

Rechtlicher Rahmen stimmt noch nicht

Einer, der es genau wissen muss, ist Jonathan Martin von der ZMI GmbH Elfershausen. Das Unternehmen entwickelt digitale Zeiterfassungssysteme und berät andere Firmen zu Arbeitszeitmodellen und deren digitaler Erfassung. „In der betrieblichen Praxis merken wir immer wieder, dass der Fachkräftemangel zwar beklagt wird, aber dass das Potential, das jede Branche hat, nicht ausgenutzt wird“, sagte Martin. „Wir wollen die familienfreundliche Personalpolitik innerbetrieblich umsetzen,“ betonte Martin und ergänzte mit Blick auf die Vertretung aus dem Ministerium: „Wir würden uns nur noch wünschen, dass sich auch der gesetzliche Rahmen an die neuen Arbeitsformen wie Homeoffice anpassen würde. Das betrifft zum Beispiel die Höchstarbeitszeit an Arbeitstagen und die Ruhezeitenregelung.“ 

Nach der Urkundenübergabe nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit zu Vernetzung zum Austausch: Sie diskutierten über ihre Erfahrungen und Bedürfnisse bei der Umsetzung familien- und lebenszeitorientierter Arbeitszeit und tauschten sich mit den Fachleuten vor Ort aus.

Hintergrund

Der Familienpakt Bayern ist ein gemeinsames Projekt von IHK, Bayerischer Wirtschaft und Bayerischem Handwerkstag sowie dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Jedes Unternehmen, das sich mit familienfreundlicher Personalpolitik beschäftigen möchte, kann kostenfrei Mitglied werden. Mitglieder profitieren von einem bayernweiten Netzwerk aus Erfahrungen, Informations- und Schulungsangeboten. Logo und Plakette des Familienpaktes verstärken die Außenwirkung als familienfreundlicher Betrieb.

Mitglieder im Familienpakt Bayern im Landkreis Bad Kissingen

PERSONAL PARTNER externe Personalabteilung GmbH
Heiligenfeld Kliniken
ZMI GmbH
Vogler's Hofprodukte GbR
LABOKLIN GmbH & Co. KG
Wolf-Haus GmbH
ET Elastomer Technik GmbH
HB Systems KG
Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen
LVM Versicherung Jonas Jehn
Labor LS SE & Co. KG
DT&SHOP GmbH
Sparkasse Bad Kissingen
Gemeinde Oerlenbach
Stadt Bad Kissingen
Caritasverband für den Landkreis Bad Kissingen e.V. 
BRK-Kreisverband Bad Kissingen
Landratsamt Bad Kissingen
 

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