Südlich der Schwarzen Berge über Burkardroth, vorbei am Kurpark von Bad Bocklet, über Burghausen, Nüdlingen und Oerlenbach bis nach Ebenhausen: So könnte die P43 – auch bekannt als Fulda-Main-Leitung – den Landkreis Bad Kissingen durchschneiden. Diesen Vorschlag hat die Landwirtschaftsverwaltung, angesiedelt bei der Regierung von Unterfranken, eingebracht. Wie die Bundesnetzagentur mitteilt, wird diese „Ostkorridor-Variante“ nun geprüft.
Eine Variante, die für die Verantwortlichen im Landratsamt aus verschiedenen Gründen nicht umsetzbar ist. „Der Vorschlag lässt wesentliche fachliche Belange unberücksichtigt und kommt insofern völlig überraschend“, so die erste Reaktion von Landrat Thomas Bold. „Gegen den vorgeschlagenen Verlauf spricht nicht nur die Tatsache, dass die Trasse gut ein Fünftel länger ist als die anderen Korridore, was sich alleine schon dadurch stärker auf die Umwelt auswirkt.“
So wird durch den Schwenk nach Osten mit den Schwarzen Bergen ein Gebiet gequert, das materiell die Voraussetzungen für einen Nationalpark erfüllt und für die diskutierte Ausweisung eine maßgebliche Rolle spielt. „Insbesondere wird der Klauswald durchschnitten“, so der Landrat. „In den Korridor fällt das Bayerische Staatsbad Bad Bocklet. Und Bad Kissingen, das erst vor kurzem ins UNESCO-Welterbe aufgenommen wurde, wird im Norden und Osten sowie teilweise auch im Süden von dem Korridor umrandet.“
Bold: "Stellungnahme an vielen Stellen in sich widersprüchlich"
Zudem verläuft ein Großteil des Trassenkorridors durch das Landschaftsschutzgebiet der Bayerischen Rhön. „In der einzigartigen Landschaft haben sich viele seltene Tierarten angesiedelt“, erklärt Bold und weist dabei unter anderem auf die hohe Siedlungsdichte („Dichtezentrum“) des Rotmilans und des Schwarzstorchs zwischen Geroda und Bad Bocklet hin. Die durchschnittenen Lebensräume besitzen überregionale bis landesweite Bedeutung für den Artenschutz und in Bezug auf das Landschaftsbild eine erhebliche Wertigkeit.
An der Diskussion über die neue Variante stört den Landrat nicht zuletzt, „dass dadurch große Teile der Landkreis-Bevölkerung in Unruhe versetzt werden. Aus unserer Sicht völlig unnötig: Wir gehen davon aus, dass im Rahmen der Untersuchungen schnell klar wird, dass die Stellungnahme der Landwirtschaftsverwaltung an vielen Stellen in sich widersprüchlich ist und dass die Ostkorridor-Variante damit nicht weiter verfolgt wird.“
Die Fulda-Main-Leitung Die Fulda–Main-Leitung ist eine geplante 380-kV-Wechselstromleitung, die ab 2031 die Umspannwerke Mecklar und Dipperz (Hessen) mit dem Umspannwerk Bergrheinfeld/West verbinden soll. Mit einer Gesamtlänge von ca. 130 Kilometern verbindet die Höchstspannungsleitung die Erzeugungskapazitäten im Norden mit den verbrauchsstarken Regionen im Süden Deutschlands „und sichert die Stromversorgung in den Wirtschaftsregionen Osthessen und Unterfranken. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität in ganz Deutschland“, schreibt der Übertragungsnetzbetreiber TenneT auf seiner Internetseite. |
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