Früher haben sich die Menschen am Dorfplatz oder am Stammtisch getroffen, um sich auszutauschen oder um Feste zu organisieren. Heute finden diese Treffen immer häufiger auch digital statt. An diese Entwicklung knüpft das Modellvorhaben „Smarte.Land.Regionen/PocketDorf“ an, für das sich der Landkreis Bad Kissingen beworben hat – und vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) als Sonderprojekt ausgewählt wurde.
Herzstück ist die Entwicklung einer App, einer Art virtuellem Dorfplatz: Mit PocketDorf wird ein neues kommunales und soziales Netzwerk sowie ein Organisationstool geschaffen. Die Bürgerinnen und Bürger können sich sowohl untereinander als auch mit der lokalen Verwaltung vernetzen, einfach und flexibel. Im Landkreis Bad Kissingen wird die App in Zusammenarbeit mit fünf ausgewählten Modellkommunen erforscht, entwickelt und erprobt: mit der Stadt Bad Kissingen, den Gemeinden Fuchsstadt, Motten und Oerlenbach sowie dem Markt Zeitlofs.
Virtuelle Pinnwand hilft beim Organisieren
„Jede dieser Kommunen bekommt ihr eigenes digitales Netzwerk“, erklärt Cordula Kuhlmann, Leiterin Regionalentwicklung/Regionalmanagement am Landratsamt Bad Kissingen. „Eine sehr praktische Funktion ist zum Beispiel die virtuelle Pinnwand. Damit können sowohl Kleingruppen als auch größere Projekte effektiv organisiert werden. Wichtige Informationen werden ganz einfach angepinnt und sind somit für jeden sichtbar.“
Mit dem Modellvorhaben "Smarte.Land.Regionen" unterstützt das BMEL insgesamt 21 Landkreise bei der Entwicklung und Umsetzung digitaler Lösungen im ländlichen Raum. „Ich freue mich sehr, dass unser Landkreis für das Projekt ausgewählt wurde“, sagt Landrat Thomas Bold. Er gab nun den Startschuss für die zur App gehörigen Webseite www.pocketdorf.de. Darauf können sich Interessierte über das neue Netzwerk informieren und haben zudem die Möglichkeit eigene Ideen und Feedback auf einem digitalen Schwarzen Brett zu notieren.
Sie brennen darauf, die App testen und gemeinsam weiterentwickeln zu dürfen (von links): Matthias Hauke (Bürgermeister Markt Zeitlofs), Landrat Thomas Bold, Cordula Kuhlmann (Leiterin Regionalentwicklung/Regionalmanagement), Katja Habersack (Bürgermeisterin Motten), René Gerner (Bürgermeister Fuchsstadt), Monika Koch (Öffentlichkeitsarbeit Stadt Bad Kissingen), Marco Rost (Gemeinde Oerlenbach) und Stephanie Tratt (Projektmanagement PocketDorf). Foto: Landkreis Bad Kissingen/Nathalie Bachmann
Digitale Anwendungen im ländlichen Raum entwickeln und erproben
„PocketDorf erlaubt es auch Menschen, die aus irgendeinem Grund nicht direkt vor Ort sein können – sei es oder sie weggezogen sind und wieder zurückkehren möchten -, sich verstärkt mit Mitbürgerinnen und Mitbürgern, der Kommune oder dem Landkreis auszutauschen“, erläutert Landrat Thomas Bold einen weiteren Nutzen der App. „Auch Vereinen und ehrenamtlich Tätigen bietet die digitale Anwendung zahlreiche neue Möglichkeiten. So können beispielsweise die eigene Sichtbarkeit erhöht und neue Mitglieder angeworben werden.“
„Mit Hilfe von PocketDorf wollen wir Erkenntnisse darüber gewinnen, welche Schritte und Methoden notwendig sind, um digitale Anwendungen im ländlichen Raum zu entwickeln und erproben“, so Kuhlmann. „Um herauszufinden, welche Anforderungen sich als bedarfsorientiert und lokal passgenau herausstellen und somit weiterverfolgt werden, steht unser Projektteam in engem Austausch mit den Modellkommunen und den anderen Smarten.Land.Regionen.“ Langfristiges Ziel ist es dabei, das neugewonnene Wissen flächendeckend auf weitere Landkreiskommunen und auf Kommunen bzw. Landkreise in ganz Deutschland zu übertragen.
Was sich die Kommunen von der App erwarten
„Wir hoffen, dass wir Informationen schneller und an einen größeren Personenkreis weitergeben können als bisher“, erklärt Oerlenbachs Bürgermeister Nico Rogge. „Die Anwendung bietet daneben jedem die Möglichkeit, sich noch aktiver in unsere Gemeinde einzubringen. Dies kann zukünftig neben den klassischen Möglichkeiten eben auch komplett digital und somit sehr bequem mit dem Smartphone funktionieren.“
In Motten gibt es bereits eine App, „allerdings funktioniert die nur im Einbahnstraßensystem: Wir als Kommune teilen dem Bürger etwas mit“, so Bürgermeisterin Katja Habersack. „Insofern haben wir uns bereits Gedanken gemacht, was die neue App können muss. Sinnvoll ist zum Beispiel ein Mängelreport: Der Bürger geht durch den Ort, ihm fällt etwas auf, er macht ein Foto und teilt uns den Mangel direkt in der App mit.“
Die Entwicklung der App wird im Projektzeitraum – von 2022 bis 2024 – mit 200.000 Euro durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.