Unterwegs in Sachen Nachhaltigkeit

Auge in Auge mit „Astro Alex“ - dafür braucht es keine ISS, ein Besuch bei der ESA, der Europäischen Weltraumorganisation in Darmstadt reicht vollkommen aus. Hier steht am Eingang ein Pappkamerad des deutschen Astronauten Alexander Gerst und lässt sich bereitwillig mit den Besuchern und Besucherinnen fotografieren. In den Weiten des Alls forschen Wissenschaftler im Weltraum-Center auch nach Schätzen, die für die Erde wichtig sein könnten. Weil das Thema Nachhaltigkeit für den Landkreis ein wichtiges Thema ist, führte die Kreistagsfahrt in diesem Jahr nach Darmstadt. Hier erhielten Landrat Thomas Bold, seine Stellvertreter Emil Müller und Gotthard Schlereth sowie die weiteren Teilnehmer und Teilnehmerinnen in verschiedenen Unternehmen umfangreiche Informationen zum Thema Energie und Nachhaltigkeit. Mit an Bord des KOB-Busses: Chauffeur Alfred Gerlach. „Insgesamt sind wir mit vielen neuen Ideen, die auch für den Landkreis Bad Kissingen interessant sind, zurückgekommen“, lautet die Bilanz des Landrats. Mit einem Frühstück im Bio-Restaurant „tibits“ auf dem Campus der Alnatura-Arbeitswelt startete die zweieinhalbtägige Tour. Die Marke Alnatura steht für Bio-Lebensmittel. Hier im Restaurant gibt es nur Essen in Top-Bio-Qualität, Nachhaltigkeit steht beim Anbau und bei der Energieversorgung insgesamt und natürlich auf dem gesamten Campus im Vordergrund. Kurz gefasst: Der Strom hier stammt zu einem Fünftel von einer aus Photovoltaikanlage auf dem Dach, der weitere Bedarf wird durch Ökostrom gedeckt. „Die Wände entstanden in Stampflehmtechnik aus Lehm aus dem Westerwald, mit Lavaschotter aus der Eifel und sie wurden mit recyceltem Material aus dem Tunnelaushub von Stuttgart 21 erstellt“, erklärte Agraringenieurin Anke Pavlicek. Wärme kommt von einer Geothermie-Heizung, die in den Blöcken integriert ist. „Im Jahr 2020 erhielt die Alnatura-Arbeitswelt den Deutschen Nachhaltigkeitspries in der Kategorie Architektur, 2020 wurde auch unsere Musikakademie mit dem Architekturpreis ausgezeichnet“, zog Bold bei der Besichtigung die Parallelen zum Landkreis. Eine Million Liter Wasser fasst die Regenwasser-Zisterne, damit werden die sanitären und die Außenanlagen mit Wasser versorgt. Hier, auf dem ehemaligen Militärgelände, sind rund 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tätig, viele radeln zur Arbeit, das trägt zur CO2 Einsparung bei. Begrüßt wurde die Gruppe aus Bad Kissingen von Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch, Bündnis 90/Die Grünen, er stammt aus Langendorf. Er und CSU-Landrat Thomas Bold kennen sich seit der Schulzeit. „Schwarz und Grün können sehr gut funktionieren“, sagte Bold.

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„Helm auf“ hieß es bei der Führung über das Gelände bei Entega in Darmstadt. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran

Vorreiter in Sachen Klimaschutz

Entega gilt als Vorreiter in Sachen Klimaschutz und ist der größte ökologische Regionalversorger Deutschlands mit Sparten in der Energieerzeugung, -handel und -vertrieb sowie von Telekommunikationsnetzen und Trinkwasserversorgung. Die aktuelle Krisensituation beschäftigt das Unternehmen, das Privat- und Gewerbekunden mit nachhaltiger Energie versorgt. „Wenn alle Gasspeicher gefüllt sind, reichen die Vorräte in einem kalten Winter rund zwei Monate“ sagte Vorstandsvorsitzende Dr. Marie-Luise Wolff zur aktuellen Situation. Derzeit, so Wolff, würden Verhandlungen mit Norwegen stattfinden, von hier aus könne Gas in Zukunft nach Deutschland transportiert werden. Die extreme Hitze habe zu einem erhöhten Kühlbedarf – „das kostet viel Energie“ - und zu niedrigen Pegelständen auf den Flüssen geführt, dadurch komme es zu einer Erhöhung der Preise. „Das können wir nicht alles an den Endverbrauchen weiter geben“, fasste sie zusammen. Dennoch gibt sich Wolff zuversichtlich „gemeinsam finden wir eine Lösung.“ Im Anschluss hieß es „Helm auf“ zum Rundgang auf dem Gelände.

Merck: Unterfränkische Wurzeln

Wie ein Werk wie Merck funktioniert, was alles außerhalb der Pharmaindustrie produziert wird und, dass man auf Energie- und Wassereinsparung achtet, erfuhren die Gäste direkt von Standortleiter Matthias Bürk. Das heute in Darmstadt ansässige Unternehmen hat unterfränkische Wurzeln: Weil die aus Hammelburg stammende Familie Merck protestantisch war, wurde sie – wie viele andere Familien zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert – aus ihrer Heimat vertrieben, ging zunächst nach Schweinfurt und von hier aus nach Darmstadt um eine Apotheke zu übernehmen. Die „Engel-Apotheke“ bildete den Grundstein des pharmazeutischen Unternehmens Merck KGaA und MSD Sharp & Dome. „Wir legen Wert auf Umwelt- und Gewässerschutz“, nannte Bürk eines der Umweltthemen des Unternehmens, „wir haben unseren Verbrauch massiv reduziert und eine vierte Reinigungsstufe eingeführt, dieser Standard liegt sogar über den gesetzlichen Anforderungen.“ Als beeindruckendes Beispiel für den Einsatz von Flüssigkristallen konnten die Besucher und Besucherinnen im Innovation-Center Bildschirme beobachten, die sich in den Farben und Bewegung wechseln. Ein Glasgebäude, dessen Fenster mit zunehmender Sonneneinstrahlung durch Spannung wie von Zauberhand verschattet werden, diente als ein Beispiel für intelligente Technik, durch die sich ebenfalls Energie sparen lässt.

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Auf dem Gelände von Merck in Darmstadt: Die Bad Kissinger Gruppe rund um Landrat Thomas Bold mit Standortleiter Matthias Bürk. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran

Lob nach Bad Kissingen

Auch die Sparkasse setzt beim Wachsen auf Nachhaltigkeit, insbesondere bei Neubauten, erfuhr die Gruppe von Matthias Daum, Vorstand der 214 Jahre alten Sparkasse. Am Standort Darmstadt sind 802 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und 56 Auszubildende tätig. Daums Lob ging nach Bad Kissingen, denn von hier habe man die Idee, ein gemeinsames Modell von Sparkasse und Volksbank zu entwickeln, übernommen und bereits an zwölf Stellen realisiert. Insgesamt präsentiert sich die Sparkasse modern, der Slogan „Dein Leben. Deine Freiheit. Deine Sparkasse“ gibt die Richtung vor. „Wir wünschen uns Frauen in der Führungsebene - aber es will gerade keine“, bedauert Daum die derzeitige Bewerbungssituation. Im All könnten Schätze verborgen sein, die das Leben auf der Erde leichter machen könnten, oder, vielleicht ist Leben im All möglich? Acht Jahre dauert die Reisezeit zum Merkur erfuhren die Bad Kissinger von Thomas Poehlmann, der bei einem Rundgang in die Weiten der Universums entführte. Der Merkur verfüge über ein Quadropolmagnetfeld, so Poehlmann, „man weiß nicht, warum er das hat, aber genau deswegen soll es erforscht werden, es könnte für uns wichtig sein.“ Hier, am Eingang in das Gebäude des Europäischen Raumflugkontrollzentrums ESOC (European Space Operations Center), eines der Operationszentren der Europäischen Weltraumorganisation ESA steht der bereits genannte „Astro Alex“ Alexander Gerst, der auf dem Flug der ISS als deutscher Astronaut mitgeflogen ist. Staunend standen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auch vor den Kontrollbildschirmen, die Tabellen, Diagramme, Kurven, Satelliten, Raketenstarts und Blicke auf die Erde von oben offenbarten. Der Gang zur „Ariane 5 Trägerrakete“ auf dem Außengelände, sie wurde 1996 von der ESA entwickelt, sorgte dann ganz schnell wieder für Bodenhaftung. Vor der Abreise startete die Gruppe einen Stadtrundgang, der zur Künstlerkolonie Mathildenhöhe, zu Insider-Ecken und bekannten Sehenswürdigkeiten führte. „Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe wurde im gleichen Jahr zum Unesco-Welterbe ernannt wie Bad Kissingen“, freute sich Landrat Thomas Bold bei der Übersichtsführung über eine weitere Parallele zum Landkreis Bad Kissingen.

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Stellvertretender Landrat Emil Müller neben der Alexander „Astro Alex“ Gerst Figur, die im Eingangsbereich der ESA steht. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran

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