Ein wenig Nostalgie zum Schluss

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schließen die Verantwortlichen die Türen zum Impfzentrum im Tattersall. Letzter Impftag ist Freitag, 30. Dezember, ab 31. Dezember ist das Impfzentrum in Bad Kissingen Geschichte. „Es kommt auf jeden Fall Nostalgie auf“, blickt Landrat Thomas Bold während eines Rundgangs auf die vergangenen rund zwei Jahre Betrieb zurück. „Wir sind dankbar, dass alles gut gelaufen ist und ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement, das oft über die normale Arbeitszeit hinausging.“ Angefangen hatte alles im November 2020 mit einem Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege an die Kreisverwaltungsbehörden. Aus dem Brief ging hervor, dass jeder Landkreis ein Impfzentrum errichten müsse, um einen möglichst großen Bevölkerungsanteil schnell gegen das Coronavirus impfen zu können. „Wir hatten nur bis zum 15. Dezember Zeit alles zu stemmen, das hat uns schon erst einmal Bauchschmerzen bereitet“, erinnert sich Thomas Schoenwald, Abteilungsleiter im Landratsamt Bad Kissingen, an die Aufgabe, innerhalb von rund vier Wochen ein betriebsbereites Impfzentrum aus dem Boden zu stampfen. „Für uns war schnell klar“, ergänzt der Landrat, „dass wir diese verantwortungsvolle Aufgabe in Eigenregie übernehmen. Das war zunächst eine große Herausforderung, die der Landkreis aber sehr gut gemeistert hat.“

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Das Impfzentrum Tattersall schließt: Hier zu sehen sind (links) der ärztliche Leiter vom Impfzentrum Tattersall Dr. med. Ralph Brath und Landrat Thomas Bold mit dem symbolischen Schlüssel, auf dem das Landkreiswappen zu sehen ist. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran

Der Tattersall war die perfekte Heimat auf Zeit

So stand zu Beginn die Raumsuche an - zentral, möglichst mit einem Parkplatz in der Nähe. Schnell kam der Tattersall ins Gespräch, schnell war klar: Das Jugendstilgebäude ist die perfekte Heimat auf Zeit für ein Impfzentrum und eine schöne noch dazu. Ermöglicht hat den Einzug die Stadt Bad Kissingen, mit der sich das Landratsamt rasch auf eine Anmietung einigen konnte. Wo früher Pferde und Reiter ihre Runden drehten und später Veranstaltungen stattfanden, wurden jetzt vom Technischen Hilfswerk Ortsverband Bad Kissingen Trennwände für die Impfkabinen eingezogen, ein Empfangs- und Wartebereich entstand. Parallel hierzu begann die Suche nach Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Neben dem vorhandenen Verwaltungspersonal aus dem Landratsamt wurden vor allem Ärzte und Ärztinnen sowie medizinisches Fachpersonal benötigt. Hierum kümmerte sich insbesondere der zum ärztlichen Leiter des Impfzentrums ernannte Dr. med. Ralph Brath und sein Stellvertreter Dr. Diethard Dittmar. Von Anfang an konnte auch der Ortsverband Bad Kissingen des Bayerischen Roten Kreuzes als wichtiger Partner gewonnen werden. Für die Organisation und den Betrieb des neuen Impfzentrums übernahmen Matthias Endres als Verwaltungsleiter und seine Stellvertreterin Katharina Edelmann die Verantwortung. Bereits Mitte Dezember 2020 führte das Landratsamt einen Testlauf durch. Der Start des Impfzentrums erfolgte dann am 27. Dezember 2020 zunächst durch mobile Teams. „Am Anfang stand die Impfung der vulnerablen Gruppen im Mittelpunkt, die Bewohner und Bewohnerinnen von Pflegeheimen, Krankenhäusern und Rehakliniken“, erklärt Landrat Bold die Arbeit der fünf mobilen Teams, die immer jeweils mit einem Arzt oder einer Ärztin unterwegs waren.

KOB-Impfbus tourte durch den Landkreis

Ab Januar 2021 begannen dann auch die Impfungen im Tattersall. Schon nach kurzer Zeit konnte man von Routine sprechen: Die Prozesse – von der Beschaffung der Impfstoffe über die Lagerung bis hin zur fertigen Impfung – verliefen weitgehend reibungslos. Dazu trugen über die zwei Jahre viele helfende Hände bei, neben den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen vom Landratsamt und des Roten Kreuzes unter anderem auch die Bayerische Staatsbad Bad Kissingen GmbH, die Carl-von-Heß GmbH, die Heiligenfeld GmbH, die Rhön GmbH und – als der Andrang der Impfwilligen besonders groß war – sogar die Bundeswehr. Ab August 2021 tourte zudem ein vom Kreisomnibusbetrieb zur Verfügung gestellter Impfbus durch den Landkreis, so dass sich die Bürgerinnen und Bürger zusätzlich direkt an ihrem Wohnort impfen lassen konnten.„Die Immunisierung der Bevölkerung wäre ohne die Impfzentren in der Qualität und Geschwindigkeit nicht möglich gewesen“, fasst Bold zusammen. Insgesamt wurden (Stand 28. Dezember) 123.929 Impfungen durchgeführt (Erstimpfung 44.003; Zweitimpfung 46.124; 1. Booster 28.462; 2. Booster 5095; Genesenenimpfung 245).

Pandemie hat ihren Schrecken verloren

Der Betrieb des Impfzentrums im Tattersall ging zum April 2022 auf den BRK-Ortsverband Bad Kissingen über. Die Leitung und Gesamtverantwortung für das Impfzentrum verblieb bis zum Ende beim Landratsamt, das jetzt auch für den Abbau und die Abwicklung zuständig ist.  „Es war ein Erfolg, die Organisation und die Zusammenarbeit waren einfach prima, auf lokaler Ebene hatten wir eine sehr gute Arbeitsatmosphäre“, bilanziert Dr. med. Ralph Brath die Arbeit im Impfzentrum. „Wir hatten eine sehr gute Zeit“, sagt auch Margit Schmaus, Kreisgeschäftsführerin und Krisenmanagerin beim BRK-Kreisverband Bad Kissingen, „die Teams sind sehr zufrieden, sie haben sich hervorragend zusammengefunden und sind wirklich traurig, dass es jetzt zu Ende geht.“ Ein Teil der Kräfte, so Schmaus, werde vom BRK übernommen. Trotz aller Wehmut und Nostalgie sieht der Landrat die Schließung auch positiv. Es zeige, dass die Pandemie ihren Schrecken verloren habe und die Menschen sich jetzt in den Praxen der Ärzte und Ärztinnen impfen lassen können. „Auch ohne das Impfzentrum wird uns sicher nicht langweilig“, blickt Bold in die Zukunft und erinnert an die Flüchtlings- und die Energiekrisen, die es ebenfalls zu bewältigen gilt.


 

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