Aktuelle Flüchtlingssituation: Kann eine Unterbringung in Turnhallen weiterhin vermieden werden?

„Entweder wir finden umgehend Gebäude, in denen wir Flüchtlinge dezentral unterbringen können, oder wir müssen darüber nachdenken, Turnhallen zu belegen oder Container aufzustellen.“ Mit diesen deutlichen Worten hat Landrat Thomas Bold bei einer kurzfristig anberaumten Besprechung den Oberbürgermeister sowie die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister um Unterstützung gebeten. 

Seit dieser Woche muss der Landkreis Bad Kissingen pro Woche mindestens 25 Flüchtlinge aus dem ANKER-Zentrum aufnehmen – deutlich mehr als bisher. „Ein riesiger Kraftakt, denn spätestens nächste Woche sind die vorhandenen dezentralen Unterkünfte belegt. Wir müssen also dringend neue Räumlichkeiten bereitstellen“, so Bold. „Unser Bestreben ist es, die Geflüchteten möglichst gleichmäßig über den Landkreis zu verteilen. Das umzusetzen wird aber schwierig, weil wir an die Objekte gebunden sind, die uns zur Anmietung angeboten werden.“ 

Landrat Bold: "Wir müssen eine schnelle Lösung finden!"

Der Landrat appellierte an die Anwesenden, eigene sowie fremde Liegenschaften zu prüfen und sie ans Landratsamt zu melden, wenn sie sich als dezentrale Unterkünfte eignen. „Der Druck ist aktuell riesig, wir müssen eine schnelle Lösung finden“, macht Bold klar. „Wir wollen auch weiterhin keine Turnhallen belegen, aber wenn es keine anderen Möglichkeiten gibt, können wir das nicht ausschließen. Es wäre die Ultima Ratio, aber wir müssen uns auf solche Szenarien vorbereiten.“ Gleiches gelte für Container, die aufgestellt werden und in denen Flüchtlinge untergebracht werden könnten.

Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister waren sich darin einig, dass die Unterbringung der Geflüchteten eine riesige Herausforderung ist, die nur von allen Kommunen gemeinsam gestemmt werden kann. „Aber es ist nicht die einzige Herausforderung, denn was wir dringend brauchen, ist eine soziale Infrastruktur“, so Bad Kissingens Oberbürgermeister Dr. Dirk Vogel. Durch die Geflüchteten aus der Ukraine kommen Kindergärten und Schulen im Landkreis an ihre Grenzen, einige haben sie bereits überschritten. „Entsprechend ist auch die Stimmung in der Bevölkerung“, berichtete ein Bürgermeister. 

Deutliche Signale nach Berlin sind notwendig

Deshalb herrschte bei allen Anwesenden auch Einigkeit darin, dass klare Signale an die Bundesregierung gesendet werden müssen. Zum einen, was die finanziellen Mittel für die Integration angeht: „Es kann nicht sein, dass sie vor dem Hintergrund der aktuellen Situation gekürzt statt aufgestockt werden", machte der Landrat klar. Zum anderen wollen sich die Bürgermeister mit kommunalen Spitzenverbänden sowie weiteren Landräten zusammenschließen und vor Ort in Berlin „deutlich machen, dass es so nicht weitergehen kann“, so die einhellige Überzeugung.

Abschließend bat Landrat Thomas Bold die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister darum, auch an die Bevölkerung noch einmal den Aufruf weiterzugeben: Wer im Landkreis Räumlichkeiten für die Unterbringung von Asylbewerbern anbieten kann, soll bitte mit der Fachstelle Koordination Flüchtlingshilfe Kontakt aufnehmen, E-Mail: unterkunftsverwaltung@kg.de.
 

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