Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Bundesnetzagentur im November ganz Deutschland mit einem Netz von Trassenkorridoren für neue Gleichstromleitungen überzogen. Für die Region und den Landkreis Bad Kissingen bedeutet das, dass hier zusätzlich zum SuedLink und zur Fulda-Main-Leitung zwei weitere große Gleichstromautobahnen verlaufen sollen.
Am 16. November hat die Bundesnetzagentur die sogenannten Präferenzräume veröffentlicht. Das sind ca. 5 bis 20 Kilometer breite Streifen, in denen die Trassen für neue Gleichstromleitungen geplant werden. Die Steckbriefe für die einzelnen Vorhaben sind im Teil 4 des Umweltberichts zur Bedarfsermittlung (Netzentwicklungsplan Strom 2023-2037/2045) versteckt.
Erhebliche Belastungen für betroffenen Raum
Konkret sind in unserer Region parallel zum Vorschlagskorridor für die Fulda-Main-Leitung ein gemeinsamer Präferenzraum für den NordWestLink (DC41) mit einer Leistung von 2 GW und den SuedWestLink (DC42) mit einer Leistung von 2 x 2 GW vorgesehen. Beide Vorhaben sind als Erdkabelleitungen geplant. Während der Bauarbeiten wird hierfür ein gut 70 Meter breiter Arbeitsstreifen und für den Betrieb dauerhaft ein Schutzstreifen mit einer Breite von etwa 40 Metern benötigt. Dies zusammen mit der Fulda-Main-Freileitung würde für den betroffenen Raum eine erhebliche Belastung bedeuten.
Frist zur Stellungnahme endet am 29. Januar 2024
„Im Unterschied zur Planung des SuedLink und der Fulda-Main-Leitung wird die Öffentlichkeit in den betroffenen Regionen von den Übertragungsnetzbetreibern und der Bundesnetzagentur nicht aktiv informiert“, stellt Landrat Thomas Bold fest. „Da die Frist zur Stellungnahme zu den Präferenzräumen für die beiden neuen Leitungen DC 41 und DC 42 aber bereits am 29. Januar 2024 endet, ist es jetzt höchste Zeit, aktiv zu werden“, so Landrat Bold. Alles, was den Vorhaben entgegensteht, sollte an die Bundesnetzagentur gemeldet werden. Schließlich ist die Einreichung der genauen Trassenverläufe innerhalb der Präferenzräume nach Aussagen der Netzbetreiber schon für das erste Halbjahr 2024 geplant.
Der Landrat hat einerseits Verständnis dafür, dass der Ausbau des Stromnetzes zum beschleunigt werden muss, damit die Energiewende gelingt. Andererseits dürfe das aber nicht dazu führen, dass die betroffene Bevölkerung erst dann Kenntnis erlangt, wenn die Genehmigungsverfahren praktisch durch seien. Dies ginge seiner Meinung nach zu Lasten der Akzeptanz solcher Projekte. „Und natürlich müssen wir darauf achten, dass unser Landkreis nicht übermäßig mit Übertragungsleitungen belastet wird“, so Bold.