Mahdgutübertragung: Vom intensiven Acker zum extensiven Grünland

Wenn fünf tatkräftige, junge Männer ganz unüblich die Mistgabel bei der sonst heutigen maschinellen Heumahd schwingen, dann wollen sie nicht dem Beispiel vergangener Tage nacheifern, sondern betreiben innovativen Naturschutz. Wie das?     

Im Rahmen des BayernNetzNatur-Projekts „Grüngitter“ fand Anfang Juli erstmalig eine Mahdgutübertragung in Untererthal mit dem Ziel einer Umwandelung eines ehemals intensiv genutzten Ackers zu einer artenreichen Mähwiese statt. Das Prinzip einer Mahdgutübertragung ist, lokales Artenpotential unserer Wiesen zu nutzen, statt teures Saatgut auszubringen. Dazu wird ein artenreiches Grünland insektenschonend gemäht und das Schnittgut auf die aufzuwertende Fläche transportiert. Um eine gleichmäßige Verteilung des Schnittguts und einen möglichst geringen Verlust an Samen zu gewährleisten, wurden von Landwirt Jonny Heyne und seinen Helfern das Schnittgut händisch auf dem ehemaligen Acker verteilt. So kann sich einerseits durch Ausfallen der Samen eine artenreiche Flora entwickeln, andererseits wird durch die insektenfreundliche Mahd gleichzeitig die Fauna der Spenderfläche auf die Empfängerfläche übertragen, wodurch sich eine diverse Artengemeinschaft entwickeln kann. „So kann eine Mahdgutübertragung eine meist kostengünstige und allemal lokale Maßnahme zur ökologischen Aufwertung von Flächen sein“, betont Projektmanagerin Julia Grauberger. Besonders hervorzuheben ist die enge Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde in Bad Kissingen. Frau Hupfer, Fachkraft für Naturschutz und Landschaftspflege begleitete die Maßnahme fachlich: „Die Saatgutübertragung ist eine gute Möglichkeit, das Potential der heimischen Wiesen auszunutzen. Toll, dass es hier in Untererthal einen bereitwilligen Landwirt gibt.“

Bei einer extensiven Bewirtschaftung wird eine Wiese nur ein- bis zweimal gemäht. Zudem werden keine bis wenig Düngemittel eingesetzt. Die Wiesen bleiben daher über einen längeren Zeitraum ungestört. Dadurch können bodenbrütende Vögel ihre Brut aufziehen, Bestäuber finden ein reiches Blütenangebot und seltene Pflanzen können ihre Samen ausreifen lassen. So bietet extensiv genutztes Grünland einer Vielzahl von Pflanzen- als auch Tierarten einen Lebensraum.

Landwirt Jonny Heyne erhält für seine Mühen zur Herstellung einer artenreichen Wiese einen Ausgleich durch Projektmittel. Die anschließend erforderliche extensive Bewirtschaftung der Mähwiese wird über Vertragsnaturschutz geregelt und honoriert.

Landwirt Jonny Heyne bei der Mahd - Foto Sophie Leser
Landwirt Jonny Heyne bei der Mahd (Foto: Sophie Leser)

Jonny Henye und seine Helfer verteilen das Mahdgut mit dem Rechen auf der Empfängerfläche - Foto Phillip May
Jonny Henye und seine Helfer verteilen das Mahdgut mit dem Rechen auf der Empfängerfläche (Foto: Phillip May)

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