In Brandenburg wurde mittlerweile bei rund 150 Wildschweinen die Afrikanische Schweinepest (ASP) nachgewiesen, auch in Sachsen gibt es bereits einen Fall – in Bayern bislang keinen einzigen. Doch die Behörden sind alarmiert und bereiten sich vor: Das Landratsamt Bad Kissingen sucht die Zusammenarbeit mit den Bayerischen Staatsforsten und der Jägerschaft und schult die Mitarbeiter der Straßenmeisterei Oerlenbach, die im Krisenfall mit der Bergung der toten Tiere beauftragt werden. Die theoretische Ausbildung im Frühjahr wurde heute durch eine praktische Ausbildungs- und Übungseinheit ergänzt, die auf Initiative des Forstbetriebs Bad Brückenau durchgeführt wurde. Sie umfasst sämtliche Schritte - vom Anlegen der Schutzkleidung über die Beprobung der Schweine bis zur Bergung und dem Abtransport des Fallwildes.
Im Landkreis Bad Kissingen liegt aufgrund der hohen Wildschweindichte eine besondere Gefährdungslage vor und somit ist auch eine entsprechend große Strecke abzudecken. Landrat Thomas Bold lobt die Zusammenarbeit mit den Bayerischen Staatsforsten und der Jägerschaft und bedankt sich ausdrücklich für deren Engagement und Bereitschaft hier mitzuarbeiten.
Zwei Mitarbeiter bergen unter der Anleitung von Dr. Thomas Koy (rechts) den Kadaver.
„Wir müssen gut vorbereitet sein“, betont Landrat Bold. Im Moment treten die Fälle verstärkt an der deutsch-polnischen Grenze auf, aber die Seuche wandert Richtung Westen – und kann jederzeit und ganz plötzlich auch bei uns auftreten. „Das Problem ist, dass die ASP uns nicht nur durch die Wildschweinpopulation erreichen kann. Für den Menschen ist diese Krankheit zwar ungefährlich, aber er kann sie beispielsweise über kontaminierte Lebensmittel oder Gegenstände weiter verbreiten. Ein typisches Beispiel ist das achtlos aus dem Autofenster geworfene Wurstbrötchen“, so Dr. Thomas Koy, Leiter des Veterinäramtes Bad Kissingen. Wird die Seuche in einem Gebiet festgestellt, können die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Region enorm sein, „ganze Existenzen könnten vernichtet werden.“
Dass die ASP innerhalb der EU auftritt, ist nicht neu, und so laufen die Vorbereitungen auf einen möglichen Ausbruch bereits seit Sommer 2017. Am Landratsamt Bad Kissingen wurde ein lokaler Koordinierungskreis ASP eingerichtet. Er versammelt die Vertreter der Sachgebiete, die für die Seuchenbekämpfung benötigt werden, an einem Tisch. Unter anderem konnte dankenswerterweise mit der Jägerschaft vereinbart werden, dass im Seuchenfall die Jäger für die Fallwildsuche zuständig sind, die Mitarbeiter der Straßenmeisterei Oerlenbach stellvertretend für den Landkreis für die Bergung der Tiere. Das Landratsamt hat zudem die Ausrüstung für zwei Tierkörperverwahrstellen angeschafft und lagert Zaunbaumaterial für ca. 30 km Wildschutzzaun ein, womit im Notfall die Seuchenregion abgegrenzt werden kann.
Interview mit Dr. Thomas Koy: Das Medieninteresse an der Übung war groß. (Fotos: Landratsamt Bad Kissingen, Nathalie Bachmann)
Die Bergung der tot aufgefundenen Wildschweine spielt bei der Seuchenbekämpfung eine zentrale Rolle, denn diese Tiere sind eine Infektionsquelle und stellen damit eine Gefahr für die Ausbreitung der Seuche dar. Die Bergung muss unter hohen Biosicherheitsmaßnahmen durchgeführt und wie möglich vorbereitet werden, denn Fehler können erhebliche Konsequenzen haben.
„Bisher war die Ausbildung theoretisch: Wie kleide ich mich an und aus, wie handhabe ich den Fund? Wie nehme ich die Probe, wie verhindere eine Verschleppung des Erregers?“, erklärt Dr. Koy. Letztlich haben die Mitarbeiter der Straßenmeisterei den Wunsch geäußert, eine praktische Übung durchzuführen, bei der auch ein Wildschwein geborgen wird. Dafür wurde ein – natürlich nicht mit ASP infizierter – Kadaver im Wald deponiert.
Die praktische Ausbildungseinheit, die in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsforsten Bad Brückenau abgehalten wird, ist auch fürs Veterinäramt wichtig: „Das gibt uns die Gelegenheit, die Gerätschaften und auch die Ausrüstung auf ihre Funktion und Eignung hin zu überprüfen“, sagt Landrat Bold. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Seuche – falls sie bei uns ausbricht – schnell und effektiv bekämpft werden kann.