„Unsere Intention ist es nicht, das Bootsfahren auf der Fränkischen Saale zu verhindern. Nein, wir wollen Lösungen finden, die zukunftsfähig sind und es den Menschen wieder möglich machen, die Saale wie gewohnt zu nutzen. Aber wir können und dürfen die fachlich-rechtlichen Tatsachen nicht ignorieren“, mit diesen Worten eröffnete Landrat Thomas Bold die Gesprächsrunde. Er hatte Vertreter des Wasserwirtschaftsamts Bad Kissingen (WWA), des Bayerischen Kanuverbands, Bootsverleiher und weitere Betroffene eingeladen, um die Entscheidung des Landratsamts, die Saale zu sperren, noch einmal zu erläutern und gemeinsam über mögliche Lösungen zu reden.
„Wir kämpfen nicht gegen die Paddler, im Gegenteil“, erklärte der Landrat und verwies darauf, dass das Bootswandern im Jahr 2007 mit LEADER-Mitteln gefördert wurde. „Damals haben wir damit die Besucherlenkung und -information finanziert. Das hat dazu beigetragen, Konflikte zwischen Paddlern und dem Naturschutz zu entschärfen.“
Vertreter des WWA erläuterten zunächst Zuständigkeiten sowie den aktuellen Zustand der Bäume entlang der Saale. „Uns ist bewusst, welche Bedeutung die Saale für unsere Region hat, und dass ihr auch eine wichtige Sozialfunktion zukommt“, so WWA-Leiterin Birgit Imhof. Sie betonte, dass sich der Baumbestand entlang der Saale, analog zu dem im Wald, vor allem in den vergangenen 3 Jahren durch den Klimawandel und der damit verbundenen Trockenheit dramatisch verschlechtert habe.
Nicht mehr nur eine allgemeine Gefährdungslage in freier Natur
Thomas Schoenwald, Jurist und Abteilungsleiter Umwelt am Landratsamt, betonte noch einmal, dass aktuell ein erhöhtes Gefährdungsrisiko besteht. „Normalerweise bewegt sich jeder auf eigenes Risiko in der freien Natur. Aber zum einen werden die Menschen ja in diesem Fall durch Ein- und Ausstiegsstellen zum Bootsfahren animiert, das Bootswandern wird explizit beworben. Zum anderen weicht die Gefährdungslage deutlich ab von der allgemeiner Gefährdungslage in freier Natur.“ Dieses Risiko könne und wolle das Landratsamt als zuständige und damit haftbare Sicherheitsbehörde nicht verantworten.
Vertreterinnen des Bayerischen Kanuverbands sprachen hingegen von einem überschaubaren Risiko und verlangten, die Saale unverzüglich wieder für organisierte Paddler zu öffnen. Steffen Hörtler, Direktor der Bildungsstätte Heiligenhof in Bad Kissingen, forderte „zeitnahe klare Aussagen: Wie geht es konkret weiter? Ab wann ist welcher Streckenabschnitt wieder freigegeben?“ Etliche Gruppen hätten bereits ihre Buchungen im Heiligenhof storniert – ein Problem, mit dem auch Gastronomen zu kämpfen haben. „Es geht um unsere Existenz. Mein Urgroßvater hat den Betrieb gegründet, und nun stehen wir vor dem Aus“, verdeutlichte Karolin Monteiro Dantas (Hotel Nöth, Morlesau) sehr emotional.
„Wir können aktuell noch keine Aussagen hinsichtlich eines Zeitplans treffen“, so WWA-Leiterin Imhof. In einem ersten Schritt sollen nun Gewässerabschnitte kartiert und priorisiert werden. „So wollen wir zumindest erreichen, dass die Saale in Abschnitten wieder befahren werden kann“, erklärte der Landrat. Bei der Priorisierung will man mit dem Bayerischen Kanuverband zusammenarbeiten.
Brief an den Umweltminister
Zwischenzeitlich hat Bold das Bayerische Umweltministerium mit eingebunden. In einem Brief an Umweltminister Thorsten Glauber erläutert der Landrat die aktuelle Lage und bittet um fachliche sowie finanzielle Unterstützung, damit „eine möglichst schnelle Lösung für das Bootswandern in Abstimmung mit allen beteiligten Fachstellen“ gefunden werden kann. „Unser gemeinsames Interesse sollte es sein, auch weiterhin das beliebte Bootswandern auf der Fränkischen Saale im Landkreis Bad Kissingen zu ermöglichen“, heißt es in dem Schreiben.
Darüber hinaus hat der Landrat dem WWA fachliche und personelle Unterstützung durch Mitarbeitende der Unteren Naturschutzbehörde und des Landschaftspflegeverbands angeboten. Außerdem will er versuchen, die Gemeinden mit einzubinden.
Hintergrund Zuständig für die Gewässerunterhaltung ist das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Bad Kissingen. Dieses hatte bereits Mitte 2023 darauf hingewiesen, dass ein sehr hoher Anteil des Baumbestands entlang des Ufers stark überaltert und durch zusätzliche Einflüsse (u.a. Klimawandel, Pilzbefall und Biberfraß) geschwächt ist. Entsprechend groß sei das Risiko, dass Bäume umstürzen – eine erhebliche Gefahr für alle, die sich auf der Saale bewegen. Da das WWA damals noch keine konkreten Zahlen vorlegen konnte, entschied das Landratsamt, mit Schildern und über die Medien auf die bestehende Gefahr hinzuweisen und vom Bootswandern auf der Saale abzuraten. Im November 2023 teilte das WWA mit, dass die Anzahl der Bäume entlang der Saale, von denen eine erhebliche Gefahr ausgeht – und zwar über das naturtypische Maß der vergangenen Jahre und Jahrzehnte hinaus – im hohen vierstelligen Bereich liegt. Um die Bevölkerung zu schützen, sei nach Ansicht des WWA eine umgehende Sperrung der Bootswanderstrecke in den besonders gefährdeten Bereichen angezeigt. Dies hat das Landratsamt nach rechtlicher Prüfung umgesetzt. Um die Bevölkerung zu schützen, hat das Landratsamt deshalb entschieden, die Saale bis auf Weiteres für Boote zu sperren. |