Gesundheitsamt führt reformierte Schuleingangsuntersuchung ein

Was die frühkindliche Entwicklung angeht, haben sich in den letzten Jahren die wissenschaftlichen Erkenntnisse verändert: Der Gestaltung des Schuleinstiegs und der darauf bezogenen Diagnostik kommt eine größere Bedeutung zu. Dabei steht nicht die Frage im Mittelpunkt, ob ein Kind „schulfähig“ ist. Viel wichtiger ist es zu beurteilen, ob Hilfen für den erfolgreichen Übertritt vom Kindergarten in die Schule benötigt werden. Dieses neue Konzept wird im Landkreis Bad Kissingen demnächst unter dem Namen „reformierte Schuleingangsuntersuchung“ eingeführt.

Bisher wurde die Schuleingangsuntersuchung in Bayern zwischen 12 und 3 Monate vor Schulbeginn durchgeführt. Doch für Kinder mit Entwicklungsrückständen reicht diese Zeit oft  nicht aus, um bis zum Schuleintritt Rückstände gegenüber Gleichaltrigen aufzuholen. Bei der Untersuchung wird insbesondere das Seh- und Hörvermögen überprüft, da es eng mit der Lese- und Schreibleistung verbunden ist. 

Lesen, Schreiben und Rechnen sind zentrale kulturelle Fähigkeiten. Allerdings hat etwa jedes achte Schulkind in Deutschland eine Lese-, Rechtschreib- oder Rechenschwäche – und damit eine sogenannte schulrelevante Teilleistungsstörung. Lesen, Schreiben und Rechnen sind Fähigkeiten, deren Vorläufer Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren erwerben. Erkennt man hier Defizite, können diese Fähigkeiten mit vielfältigen kindgerechten Möglichkeiten gefördert werden.

Was wird überprüft?

Das Konzept der reformierten Schuleingangsuntersuchung sieht daher vor, das Untersuchungsspektrum auszuweiten. Dazu werden zum einen Rechenvorläuferfähigkeiten überprüft – also die Fertigkeit, Rechentechniken lernen zu können. Zum anderen wird die visuelle Wahrnehmung untersucht. Dabei geht es um die Frage, wie gut ein Kind optische Eindrücke aufnehmen und verarbeiten kann. Zudem wird der Untersuchungszeitpunkt um ein Jahr vorverlegt. Der Einschulungszeitpunkt und das Einschulungsalter bleiben hiervon jedoch unberührt.

Ziel der reformierten Schuleingangsuntersuchung ist es, möglichst frühzeitig Entwicklungsverzögerungen oder körperliche Einschränkungen zu erkennen und eine familiäre oder professionelle Förderung anzuregen. Bei Bedarf hilft das Gesundheitsamt dabei, diagnostische und unterstützende Maßnahmen zu veranlassen. Ist die Untersuchung auffällig, könnte künftig länger vor Schuleintritt eine gezielte Förderung stattfinden, die den betroffenen Kindern und Familien den Start ins Schulleben erleichtert. Es geht also darum, im Bedarfsfall Hilfen zu mobilisieren, nicht darum, eine Prüfung zu bestehen. 

In den nächsten Wochen werden die Eltern von Kindern im Landkreis Bad Kissingen angeschrieben, die zwischen dem 1. Oktober 2018 und dem 30. September 2019 geboren sind. Das Schreiben beinhaltet weitere Informationen zur reformierten Schuleingangsuntersuchung. Zudem können Eltern erstmals online einen Termin vereinbaren. 
 

zurück