Von Franken nach Transkarpatien

Arnshausen, Ebenhausen, Eltingshausen, Euerdorf, Machtilshausen, Motten, Oerlenbach, Rannungen, Riedenberg und Wollbach. Diese Auswahl an Orten auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Bad Kissingen mag zunächst willkürlich erscheinen. Auf den zweiten Blick haben sie aber alle eine Gemeinsamkeit: Menschen aus diesen Dörfern und weiteren Orten in Franken machten sich vor über 250 Jahren auf den Weg ins damalige Oberungarn. Sie fanden im heutigen Transkarpatien eine neue Heimat. Noch immer lebt dort eine deutsche Minderheit: die Schönbornfranken. Dieser Name geht zurück auf die Schönbornbischöfe, die in dieser Geschichte eine wichtige Rolle spielten.

Ausstellung transportiert Geschichte in die Gegenwart

„Der Name Schönborn begegnet mir fast täglich“, sagte Landrat Thomas Bold bei der Eröffnung im Lichthof des Landratsamtes. Denn wenn er zur Arbeit fahre, führe sein Weg über die Schönbornstraße in die Stadt. Weiterhin gebe es den Schönbornsprudel in Bad Kissingen und das Schönborngymnasium in Münnerstadt. „Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen, gibt es viele. Armut und Kriege sind aber die häufigsten Auslöser – früher und heute“, ging der Landrat auf die Ausstellung ein. 

Er freue sich, so Bold, dass Gäste aus Politik, darunter Thomas Leiner, 3. Bürgermeister der Stadt Bad Kissingen, und Vertreter und Vertreterinnen aus Verwaltung und Schulen die Zeit gefunden hätten, bei der Eröffnung dabei zu sein. Die Ausstellung, betonte der Landrat, sei auch für Schulen interessant. Hartmut Koschyk, Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung „Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland“, lobte das Engagement und den „wunderbaren Ort, der wie gemacht die Ausstellung ist.“ Steffen Hörtler, Stiftungsdirektor der Bildungsstätte Heiligenhof, Bad Kissingen erinnerte daran, dass die Geschichte der Schönbornfranken weit in die Vergangenheit zurückreiche und mit der aktuellen Situation die Gegenwart erreiche. „Mit der Ausstellung transportieren wir die Historie in die Gegenwart“, so Hörtler.  

Schönbornfranken

Bei der Eröffnung der Ausstellung (von links): Katja Habersack, Bürgermeisterin der Gemeinde Motten; Sebastian Machnitzke, Geschäftsführer der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, Dr. Rudolf Distler, Steffen Hörtler, Stiftungsdirektor Heiligenhof, Hartmut Koschyk, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, Thomas Leiner, 3. Bürgermeister der Stadt Bad Kissingen, Landrat Thomas Bold, Reinfried Vogler, Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen. Foto: A. Vorndran

Dörfer in fränkischer Bauweise in der Ukraine

Mit welchen Motiven wanderten Menschen damals aus? Welche historischen Ereignisse fallen in die Zeit der Auswanderung? Welche Aspekte der fränkischen Bauweise finden sich in transkarpatischen Dörfern wieder? Und wie lebt die deutsche Minderheit dort heute? Autor Dr. Rudolf Distler - seine Dissertation bildet die Grundlage der Ausstellung und einer Publikation – präsentierte in seinem Vortrag die Verbindungen zwischen Franken und Transkarpatien. Und, er ging ins Detail: Um die Menschen vor 250 Jahren zum Auswandern zu bewegen lockten Angebote wie Haus, Hof, Felder, Weiden, Brotgetreide und Brennholz für den ersten Winter ebenso wie Steuererleichterungen. „Den Menschen sollte es schließlich am neuen Wohnort besser gehen als daheim“, sagte Distler, „sonst wären sie niemals weg gegangen.“ Dennoch hätten sie die alte Heimat mit in die Fremde genommen: Dörfer in fränkischer Bauweise sind heute noch ebenso zu finden, wie die fränkische Sprache oder Kultur. 

Informationen zur Geschichte der Schönbornfranken, deren Nachkommen bis heute in der Westukraine leben, konnten sich die Gäste in Form der ersten Ausgabe der Schriftenreihe „Weltverbunden“ mit nach Hause nehmen. Exemplare liegen im Landratsamt aus – so lange der Vorrat reicht. 
Die Stiftung „Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland“ gestaltete die Ausstellung „Schönbornfranken“. Diese wandert derzeit durch Franken und wird bis 26. Juli im Lichthof des Landratsamtes Bad Kissingen zu sehen sein.

Ausstellung "Die Schönbornfranken"
  • Bis 26. Juli, Lichthof im Landratsamt Bad Kissingen, Obere Marktstr. 6.
  • Geöffnet: Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr, Montag bis Mittwoch von 14 bis 16 Uhr, Donnerstag von 14 bis 17 Uhr. An gesetzlichen Feiertagen ist geschlossen. 
  • Der Eintritt ist frei.
  • Der Lichthof des Landratsamtes ist über eine Rampe barrierefrei und stufenlos über den Haupteingang zugänglich. Im Erdgeschoss befindet sich eine WC-Anlage für Personen mit eingeschränkter Mobilität.

Unser Tipp: Zur umweltschonenden Anreise informieren Sie sich auf www.mobil-kg.de, dem ÖPNV- und Mobilitätsportal des Landkreises Bad Kissingen. Erfahren Sie dort mehr über Bus & Bahn, die Mobilitätsapp „Wohin·Du·Willst“, und nutzen Sie unsere Fahrplanauskunft. Haltestelle: Berliner Platz (Bad Kissingen).

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