Gegen den Trassenverlauf von P43

Während im Hotel die Firma TenneT, der Übertragungsnetzbetreiber, mit Vertretern der Kommunen zum Thema P43 tagte, formte sich vor der Tür Widerstand. Lautstark präsentierte sich in Elfershausen der Protest gegen P43. Rund 150 Gegner versammelten sich rund um Organisator Markus Stockmann, BI Gegenstrom e.V. Elfershausen, um gegen den Verlauf der Trasse durch die Region zu demonstrieren. Bürger und Bürgerinnen mit Bannern, Schildern und Fahnen säumten den abgegrenzten Bereich, mit Musik unterlegte Schlachtrufe, seit jeher Teil der frühen psychologischen Kriegsführung stärkten das Gemeinsamkeitsgefühl. „Da hat sich jemand aus Ostbayern, mit jemandem aus Thüringen und mit jemandem aus dem Rhein-Main-Gebiet unterhalten,“ richtete sich Landrat Thomas Bold per Megafon an die Demonstrierenden „und am Ende ist eine politische Entscheidung herausgekommen, dass eine Trasse gebaut wird.“ Genau in diesen Regionen, fügte Bold hinzu, wohne keiner der drei Herren. Der Neubau der 380 kV Wechselstromleitung P43, die Strom von Hessen nach Schweinfurt liefern soll, ist als Freileitung geplant. Ab 2031 soll laut dem Bayreuther Netzbetreiber TenneT, die 130 Kilometer lange Leitung die Umspannwerke Mecklar und Dippers in Hessen mit dem Umspannwerk Bergrheinfeld in Bayern verbinden. Unter dem Arbeitstitel „Fulda-Main-Leitung“ stellte TenneT jetzt der Öffentlichkeit die Pläne vor. 

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Landrat Thomas Bold bei der Demonstration gegen den Verlauf der Stromtrasse P43. Die Bürgerinitiative Gegenstrom Elfershausen e.V. hatte zur Teilnahme aufgerufen. Während im Hotel Vertreter der Firma Tennet mit Vertretern der Kommunen zum Thema P43 tagte, formte sich vor der Tür Widerstand. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran

Unterschriften übergeben

Als Vertreterin von TenneT nahm Cindy Schemmel, Bürgerreferentin Fulda-Main-Leitung, eine Unterschriftenliste von Elfershausens Bürgermeister Johannes Krumm entgegen. „2500 Bürgerinnen und Bürger haben bereits unterschrieben“, sagte Krumm, die Petition läuft noch.“ Am Endpunkt dieser Bundesnetzplanung stehe Bergrheinfeld-Grafenrheinfeld, erklärte Bold und deshalb sei TenneT beauftragt, diese Planung durchzuführen. „Sie müssen das vollziehen, was im Bundestag aufgrund des Vorschlags - auch unseres bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger -vorgegeben wurde, das ist das Problem“, so Bold. P43 müsse aus der Bundesnetzplanung genommen werden, nur dann gebe es eine Chance, dass diese Leitung auch aus der Region wegkomme. „Meine erste Reaktion war maßlose Enttäuschung, dass sich die Politik, insbesondere Hubert Aiwanger nicht an die vereinbarten Versprechen hält, sagt Landrat Tomas Bold zur geplanten Trasse P43, die – laut derzeitigem Stand - entlang der A7 führen soll. Inzwischen zeigt er sich massiv verärgert, das ist ungewohnt, denn der Landrat ist eher bekannt für eine sachorientierte Politik zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger. Es gab Vereinbarungen der damaligen Regierungskoalition mit dem Freistaat Bayern, die im Juli 2015 getroffen wurden: Damals hieß es, dass Alternativen zur Freileitung P43 geschaffen werden würden. Vor allem weil schon SuedLink den Landkreis belastet, hatte sich Landrat Thomas Bold im Vorfeld dafür stark gemacht, P43 nicht in der jetzt vorgesehenen Trasse nach Bergrheinfeld zu bauen. 

Alternative weggenommen

„Aiwanger hat die Alternative weggenommen, für die wir weiter kämpfen im Interesse unserer Region“ machte Bold deutlich. „Er hat gesagt diese Trasse wird als Erdverkabelung kommen, ich kann Ihnen heute noch die Pressemitteilung zeigen“ richtete Bold sich an die Bürgerinnen und Bürger. „Wir haben mit ihm zusammen mit Abgeordneten aus der Region Gespräche geführt - da wollte er sich nicht mehr erinnern“, entrüstet sich der Landrat. „Aiwanger hatte versprochen, möglichst weite Strecken über Erdkabel laufen zu lassen, das haben wir schriftlich“, erinnert der Landrat an das Schreiben des Ministers. Bevor die Möglichkeit P43 Mod und P44 Mod als Alternativen genannt wurden, gab es Untersuchungen der Bundesnetzagentur, die ergeben hätten, „dass die alternative Trasse Dipperz Richtung Frankfurt ebenso netzwirksam wäre. Das heißt, sie hat die gleiche Wirkung wie die neue Trasse, die durch unsere Region gehen soll und deshalb ist es unnötig, dass diese neue Trasse gebaut wird, das ist Fakt und das ist das wo wir uns zu Recht verraten fühlen dürfen durch unseren bayerischen Wirtschaftsminister Aiwanger - und deshalb muss man diese Trasse aus meiner Sicht Aiwanger-Trasse nennen.“ Inzwischen weiß man, dass höchstens fünf bis sechs Kilometer am Stück unterirdisch verlaufen können. „Ich kann nicht glauben, dass diese Tatsache damals noch nicht bekannt gewesen ist“, sagt Bold. Wenn die Strecke entlang der A7 gebaut werden sollte, sind sensible Bereiche von Motten bis Hammelburg betroffen. 

Kurzinformation:

SuedLink: Besteht aus zwei Gleichstrom-Übertragungsleitungen zwischen Wilster, Schleswig Holstein und Bergrheinfeld, Bayern sowie Brunsbüttel, Schleswig Holstein, und Großgartach (Leingarten), Heilbronn, die parallel geplant, gebaut und betrieben werden. Die energiewirtschaftliche Notwendigkeit von SuedLink wird seit 2012 im Netzentwicklungsplan bestätigt. (Quelle: Tennet)

P 43: Ab 2031 soll die ca. 130 Kilometer lange Fulda–Main-Leitung die Umspannwerke Mecklar und Dipperz in Hessen mit dem Umspannwerk Bergrheinfeld/West in Bayern verbinden und so zusätzliche Transportkapazitäten zwischen Nord- und Süddeutschland bereitstellen. (Quelle: Tennet)


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Bei der Übergabe der Unterschriftenliste (von links) Armin Warmuth, Bürgermeister von Hammelburg, Jürgen Vogel, Bürgermeister von Bad Brückenau, Mario Götz, Bürgermeister von Oberthulba, Katja Habersack, Bürgermeisterin von Motten, Cindy Schemmel, Bürgerreferentin Fulda-Main-Leitung, Johannes Krumm, Bürgermeister von Elfershausen, Matthias Klement, Bürgermeister von Maßbach und Landrat Thomas Bold. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Anja Vorndran 


 

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