Im kleinen Sitzungssaal des Landratsamtes Bad Kissingen tippen die Anwesenden eifrig in ihre Smartphones und Tablets. An diesem Abend erhalten sie erstmalig Einblicke in die PocketDorf-App des Landkreises Bad Kissingen, die bis Ende 2024 entwickelt wird. „Wir backen eine Schwarzwälder-Kirsch-Torte zur Eröffnung des neuen Kreisels!“ rufen zwei Teilnehmende den anderen aufgeregt zu. So oder ähnlich könnte das später als Nachricht auf der App zu sehen sein – vielleicht noch mit dem Zusatz „Wer bringt den Kaffee mit?“. Ziel der App ist, Menschen einer Kommune miteinander und mit der Verwaltung zu vernetzen, bei ehrenamtliche oder Vereinsorganisation, Rückfragen oder Events – sie soll eben alles beinhalten, was in einer Gemeinde nachgefragt wird.
Die App-Lotsen Jannik Franz und Markus Jahn kümmern sich als fiktive Person „Harald“ um das Thema Nachbarschaftshilfe. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Tina Büdel
Testphase in den Modellkommunen
Schon jetzt läuft die Testphase in den Modellkommunen, bestehend aus der Stadt Bad Kissingen, den Gemeinden Fuchsstadt, Motten, Oerlenbach und dem Markt Zeitlofs. Die am Prozess Beteiligten - alle aus den fünf Modellkommunen - schlüpfen in die Rolle von Bewohnerinnen und Bewohnern der fiktiven Gemeinde Rhönhausen. Sie testen – wie erwähnt - das Organisieren einer Eröffnungsfeier inklusive Kuchenbacken oder das Anlegen einer neuen Gruppe. Mit PocketDorf – so der Gedanke – hat man seinen Heimatort auf dem Smartphone immer in der Hosentasche dabei. PocketDorf ist gedacht als soziales Netzwerk auf Gemeinde- bzw. Ortsteilebene, auf dem sich Bürgerinnen und Bürger sowohl untereinander als auch mit der eigenen Kommune austauschen können.
Rücksprache mit der Bevölkerung ist sehr wichtig
Die App bringt außerdem praktische Werkzeuge zur Organisation zum Beispiel des nächsten Vereinsfestes mit. „Die Rücksprache mit der Bevölkerung vor Ort ist sehr wichtig, da auf diese Weise Bedarfe ermittelt werden können, die direkt in der App angepasst und umgesetzt werden können“, erklärt Projektmanagerin Stephanie Tratt. Dem Auftakt zum Testen ist eine Reihe von Treffen vorausgegangen, bei denen sich Stephanie Tratt und Tina Büdel, Regionalmanagement, mit den Verantwortlichen ausgetauscht haben. Der Kreis der für das Projekt Zuständigen besteht aus Bürgerinnen und Bürgern, Verwaltungsmitarbeiterinnen und Verwaltungsmitarbeitern, Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der fünf Modellkommunen.
Unterschiedliche App-Lotsen
Die mittlerweile fast 30-köpfige Gruppe dieser sogenannten App-Lotsen ist alters- und berufsmäßig bunt gemischt, unterschiedlich sind auch die Kenntnisse der Lotsen was Apps und Digitalisierung angeht. Demnächst werden für die fünf Modellkommunen eigene Testserver aufgesetzt. Dann wird es noch mal richtig spannend, weil ab dann echte Anwendungsfälle unter echten Namen getestet werden. Hierfür arbeiten die Projektverantwortlichen eng mit einem Entwicklerteam zusammen, an das die Testerfahrungen der App-Lotsen zurückgemeldet werden. Das Modellvorhaben „Smarte.Land.Regionen“ läuft noch bis Ende 2024.
Bundesweites Modellvorhaben „Smarte.Land.Regionen“
Die PocketDorf-App entsteht im Rahmen des bundesweiten Modellvorhabens „Smarte.Land.Regionen“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, über das der Landkreis Bad Kissingen über drei Jahre gefördert wird. Dabei soll die digitale Daseinsvorsorge in ländlichen Landkreisen beschleunigt werden. Über die PocketDorf-App sollen der Zusammenhalt im eigenen Heimatort und die ehrenamtlichen Strukturen, z.B. bei Vereinsarbeit und Nachbarschaftshilfe, gestärkt werden. Auch der Ausbau der Digitalkompetenz, sowohl bei Verwaltungen als auch bei Bürgerinnen und Bürgern, ist ein zentraler Punkt. Die Registrierung für die Coronaimpfungen und das Deutschlandticket zeigen, dass bei der Digitalisierung nicht alle Teile der Bevölkerung gleichermaßen angesprochen und mitgenommen werden. Mit PocketDorf möchte der Landkreis Bad Kissingen Digitalisierung in die breite Bevölkerung tragen.